rauh differenzierten Reliefebene steht ein weiblicher Rücken-
akt, jedesmal leicht nach links gewendet, der den Kopf in
den erhobenen gewinkelten linken Arm legt — so fällt hier
für die künstlerische, ästhetische Wirkung überhaupt als ent-
scheidend ins Gewicht, daß das Werk als Reihe konzipiert
ist. Diesbezüglich steht es in der Gesamtheit des plastischen
(Euvres von Matisse nicht etwa isoliert da, vielmehr tritt hier
ein Grundzug der plastischen Gestaltung von Matisse zutage.
Wiederholt nämlich arbeitet er in Reihen, in Zyklen beinahe.
Er entnimmt einer einmal aufgegriffenen Formvorstellung
oder Figuration ein Maximum an schöpferischer Metamor-
phose. Das gilt ebenso für die drei Fassungen des «Nu couche»,
für die drei «Grosses Tötes» wie für die fünf «Jeanette»-Köpfe.*
Dabei führt der Weg von einer vergleichsweise malerisch
naturalistischen Modellwiedergabe zu einer stereometrisch
abstrakten Formberuhigung; im Fall von «Jeanette» I—V
endet die anfängliche traditionelle Bildnishaftigkeit in einem
schrankenlos freien Schalten und Walten mit kubischen
Volumina, mit Masse und Energie; das individuelle Menschen-
bild verschwindet zugunsten mimisch elementarer Gestalt-
zeichen.
Diese Reinigung und Klärung der modellhaft naturalisti-
schen Ausgangssituation ins großflächig Abstrakte, Gesetz-
mäßige, auch Tektonische hinein vollzieht sich in den vier
«Rückenakten> in monumentaler, dem beiläufigen, spieleri-
schen, improvisatorischen Bereich (der so oft bei Matisse an-
klingt) entzogener Weise. Der «Rückenakt» I (1909) erinnert
an gewisse Akte von Cezanne’; der Körper ist, bei aller
modellhaft naturalistischen Erscheinung, die ihm eignet,
8 «Nu couche&»: 1907 und 1927/29, Das plastische Werk Nr. 28, 58/59; «Grosses
Tötes»: 1925, 1927, 1929, Das plastische Werk Nr. 56, 57, 62; «Jeanette»-
Köpfe: 1910/13. Das plastische Werk Nr. 43— 47,
Vgl. zum Beispiel «Cinq Baigneuses», 1873/77, zweite Figur von rechts (Ven-
turi Nr. 264) oder «Baigneuses», 1873/77, dritte Figur von rechts (Venturi
Nr. 265).
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