lich andeutungsweise gestreift werden — allein eine ein-
gehende Untersuchung wäre imstande, eine befriedigende
Antwort zu geben.
Mittelfränkisch(?), frühes 16. Jahrhundert
Holzfiguren eines trauernden Johannes
und einer trauernden Maria
Von Herrn Alfred Hausammann, Zürich, erhielt das
Kunsthaus als Schenkung die Holzfiguren eines trauernden
Johannes und einer trauernden Maria aus einer monumen-
talen Kreuzigungsgruppe.* Die hochherzige Schenkung dieser
bedeutenden Werke bereichert in einer organischen und sinn-
vollen Weise die nicht unbeträchtliche Sammlung deutscher
spätgotischer Plastik des Kunsthauses — ein Sachverhalt, der
um so schätzenswerter ist, wenn man sich Rechenschaft gibt,
daß Skulpturen solchen Ranges heute im Kunsthandel selten
mehr frei verfügbar sind.
Die romanische Kunst hatte das monumentale Triumph-
kreuz geschaffen, das in Italien gemalt, diesseits der Alpen,
zumal in Deutschland, aber als plastische Gruppe erscheint.
Die deutschen romanischen Kreuzigungsgruppen? stehen, dem
Menschlichen entrückt, hoch oben auf dem Triumphbalken
zwischen Chor und Langhaus. Was sich erstmals dann, um
1260, mit der Kreuzigungsgruppe des Naumburger Meisters
am Letiner des Domes zu Naumburg durchsetzt, nämlich der
Einbezug des dargestellten, sakramentalen, kultischen Vor-
ganges in den menschlich — räumlich wie geistig — nahen
Bereich, das gipfelt schließlich in der spätgotischen Plastik des
15. und des beginnenden 16. Jahrhunderts: der Drang auf
«optische Glaubhaftmachung» des biblischen Heilsgeschehens
— und die Kreuzigung ist das wichtigste Thema des christ-
Lindenholz, mit Spuren der alten Fassung. Johannes: 162 cm hoch; Maria:
165 cm hoch.
Hauptbeispiele im 13. Jahrhundert sind die Gruppen des Domes zu Halberstadt
(um 1220), in der Kirche zu Wechselburg und im Dom zu Freiberg (um 1235).
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