Volltext: Jahresbericht 1961 (1961)

nung, die den Kopf der Frau im reinen Profil zeigt, ist der 
Maske, betrachtet man auch sie in der Seitenansicht von links, 
auf schon verblüffende Weise verwandt. 1903 griff Picasso 
übrigens nochmals direkt auf die «Masque d’homme» zurück: 
er zeichnete sie, ins Halbprofil gedreht, ab.* Schrägsicht und 
heftige Licht- und Schattenkontraste rücken jetzt den Aus- 
drucksgehalt der Maske vollends in den Bereich des hinter- 
gründig Unheimlichen, des schmerzlich Gequälten. 
Die «Masque d’homme» ist nicht als vollrundes Volumen, 
sondern als nach hinten offenes Gesichtsfragment gearbeitet. 
Die Stirnpartie bricht auf halber Höhe ab, nach links hin 
steigt sie an, welchem Akzent unten ein Stück des Halsansatzes 
antwortet. Das alles unterstreicht den expressiven Bau des 
Gesichtes und seine wunderbar empfundene, atmende 
Asymmetrie. Erst der Umstand, daß es sich nicht um ein 
geschlossenes Volumen handelt, erlaubt, legitimerweise von 
einer Maske zu sprechen. Die Vorstellung der Maske spielt 
überhaupt in den Bildern Picassos nach 1900 eine beträcht- 
liche Rolle; nicht selten ist es, als sei den Menschen eine 
Maske aufgesetzt: die Gesichtspartie setzt sich gegen die 
Haarkappe scharf ab; sie wirkt wie vorgeblendet, abnehmbar.‘ 
Hierin beruht wesentlich der Eindruck der von allem natur- 
haft Selbstverständlichen, Organischen entfremdeten «Künst- 
lichkeit» dieser Gestalten. 
Die «Masque d’homme» bezeugt, was den historischen 
Aspekt betrifft, von einer bewußten Auseinandersetzung des 
jungen Picasso mit Rodin. Das Werk, von dem Picasso aus- 
geht, läßt sich genau angeben: es ist Rodins Bildnisbüste des 
«Mannes mit der zerbrochenen Nase» von 18647, jene Arbeit 
also, in der das spezifische Stilwollen Rodins sich zuerst be- 
kundet hat und das er später folgendermaßen umschreiben 
' Christian Zervos, Pablo Picasso, VI, Paris 1954, Nr. 305; A. Cirici-Pellicer, 
Picasso ante de Picasso, Barcelona 1946, Abb. 115/116. 
Zervos VI, Nr. 597 (Kreidestudie). 
Cirici-Pellicer, a. a. O., Farbtafeln bei S. 136 und 152 
Emil Waldmann. Auguste Rodin, Wien 1945, Abb. 1. 
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