Volltext: Jahresbericht 1964 (1964)

Das Jahr war kein unerfreuliches, wenn man Zahlen 
Glauben schenken will. Die Besucherzahl ist nicht nur gegen- 
über 1963, wo sie verhältnismäßig niedrig war, sondern auch 
gegenüber früheren Jahren, nicht unbeträchtlich gestiegen. 
Solche Schwankungen sind schwer zu erklären, hängen aber 
wohl doch zur Hauptsache mit der Anziehungskraft der je- 
weiligen Ausstellungen zusammen. Denn darüber muß man 
sich keine Illusionen machen, das Kunsthaus lebt vor allem 
durch seine Aktivität, dank seinen Ausstellungen. Das ist eine 
Zeiterscheinung, hängt aber auch damit zusammen, daß die 
Sammlung nicht das nötige Gewicht hat und, so wie die Ver- 
hältnisse heute liegen, auch in Zukunft nicht haben wird, 
um große Besucherscharen in Bewegung zu setzen. Zwar 
wird sie, vielleicht gerade wegen ihres beschränkten Umfanges 
und damit ihrer Uebersichtlichkeit, heute von vielen und 
anspruchsvollen Besuchern oft gerühmt, doch möchte man 
ihr einen stärkeren Besuch, vor allem auch von seiten der 
Einheimischen, wünschen. Vielleicht allerdings haben wir 
Menschen von heute, wie wir Schweizer im besonderen, die 
Neigung, das durch Zahlen Belegbare zu überschätzen. 
Letzten Endes kommt es ja weniger darauf an, wie viele 
Beine eine Ausstellung oder ein Museum durchschreiten, als 
darauf, was in den Besuchern vorgeht, was sie sehen, wie sie 
sehen. Sehen, und speziell auch das Betrachten von Kunst- 
werken, ist etwas, das gelernt und geübt sein will, wie jede 
andere Fähigkeit. Sehen aber lernt man zuerst und zuletzt im 
dauernden Umgang mit den Werken der Kunst, im Verglei- 
chen. Vorausgesetzt allerdings, daß man das ist, was man auf 
dem Gebiet der Musik «musikalisch» nennt, für welchen Aus- 
druck es leider in der bildenden Kunst keine Entsprechung 
gibt. Doch gibt es wohl verhältnismäßig wenige ganz «unmusi- 
kalische» Menschen, und es ist gerade die Aufgabe eines 
Museums, denen, welche den Wunsch haben, sich der Kunst 
zu nähern, an die Hand zu gehen. Zunächst durch Bereitstel- 
lung des Anschauungsmaterials, aber auch durch Erklärung.
	        
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