Volltext: Jahresbericht 1964 (1964)

Holzschnittkunst demonstrieren) und deshalb durchgehende 
Linienzüge wesentlich werden, so die Begrenzung des Schat- 
tenschlages der Strandhütte oder der von den Formen der 
Häuser und Figuren umspielte Horizont, bekommt das Bild 
ein ausgesprochen dekorativ ornamentales Gehaben. Dies hat 
schon Signac empfunden, wenn er gelegentlich von den 
«toiles ornamentales de van de Velde»? spricht. 
Aehnlich wie Pissarro, Luce, Hayet fiel auch Henry van 
de Velde schon bald vom Neoimpressionismus ab; was Pis- 
sarro später, 1896, ihm brieflich anvertraute, hatte auch für 
ihn Gültigkeit:? « ... glücklicherweise zeigte sich, daß ich 
nicht für diese Kunst geeignet war, die auf mich den Ein- 
druck tödlicher Monotonie machte.» 1890 stellte van de Velde 
zum ersten- und letztenmal bei den Independants aus. Ueber 
den «Cloisonisme» der Gruppe von Pont Aven und die Aus- 
druckslinie van Goghs stieß er zur abstrakten Jugendstil- 
arabeske vor. Diese Wendung brachte schließlich den Ver- 
zicht auf die Ausübung der Staffeleibildmalerei; unter dem 
Anstoß von Ideen Ruskins und Morris’ und der Lektüre 
Stirners, Nietzsches, Bakunins, Tolstois, Kropotkins bemäch- 
tigte sich Henry van de Velde der Aufgabe, dem Menschen 
durch künstlerische Formung seiner Umgebung — Raum, 
Möbel, Geräte — ein würdige Umwelt zu schaffen mittels 
Erneuerung der dekorativen Künste;® er wurde zu einem der 
Führer des Art Nouveau. So bedeutete die neoimpressionistische 
Malerei für ihn lediglich eine kurze Episode. In einem Bild 
wie dem «Strand von Blankenberghe» aber hat sie sich künst- 
lerisch vollendet erfüllt. 
Von Egon Schiele, dessen Schaffen als Maler bisher in 
der Sammlung des Kunsthauses nicht repräsentiert war, 
7 Paul Signac, a. a. O., S. 101. 
g Zitiert nach John Rewald, a. a. O.,-S. 420. 
a Vgl. dazu Hans Curjel, a. a. O., S. 11.
	        
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