Volltext: Jahresbericht 1965 (1965)

Felix Vallotton: Le bain au soir d’ete, 1892 
In der letztjährigen Vallotton-Ausstellung des Zürcher 
Kunsthauses fand ein größeres Bild des 27jährigen Künstlers 
bei allen Besuchern — Laien und Fachleuten — besondere 
Beachtung. In dem von Felix Vallotton selbst erstellten Livre 
de Raison (= Werkverzeichnis) wird es, obwohl 1892 datiert, 
als erstes Werk des Jahres 1893 mit der Nummer 134 und 
folgendem Titel aufgeführt: «L’ete. Femmes se baignant dans 
piscine de briques en plein air.» In der maßgebenden Mono- 
graphie von Hedy Hahnloser-Bühler: «Felix Vallotton et ses 
amis. Paris 1936» nennt die Verfasserin das Bild «Le bain au 
soir d’ete». Unter diesem Namen ist das Bild durch Ausstellun- 
gen und die neuere Literatur bekanntgeworden. Nicht nur im 
(Euvre Vallottons, sondern in der französischen Malerei der 
neunziger Jahre überhaupt gebührt dem Bild ein besonderer 
Platz. Es zeigt uns eine reich orchestrierte Figurenkomposition. 
Teils in einer frei gestalteten Landschaft, teils in einer aus 
Backsteinen gemauerten Piscine tummeln sich nicht weniger 
als 23 weibliche Gestalten verschiedenen Alters: junge, halb- 
wüchsige und reife Mädchen, aber auch Mütter und sogar — 
besonders merkwürdig — eine alte Frau. Sie alle geben sich 
unbefangen den Freuden des Wasser- und Sonnenbades hin. 
Frohe Lebenslust, aber auch ein feiner, ironisierender Zug ins 
Komische bestimmen den Gesamteindruck des Bildes. Fast wie 
in einem Musterbuch sind die teils nackten, teils halb oder 
ganz bekleideten Frauen in den verschiedensten Stellungen 
und Tätigkeiten wiedergegeben. Sie sind um eine zentrale und 
verbindende Gestalt in vier Gruppen angeordnet: zwei vorder- 
und zwei hintergründige. Dabei kann man allerdings nur be- 
dingt von Vorder- und Hintergrund sprechen, denn das ganze 
Bild ist bewußt flächig angelegt, ja es wirkt geradezu wie ein 
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