Volltext: Jahresbericht 1967 (1967)

die Variante der «bösen Mütter» gilt. Auch diese Komposition zeigt in 
ihrer zweiten Fassung kompositionelle Veränderungen, wie etwa das Hin- 
zufügen von zwei in wehende Schleier gehüllten Frauen am rechten Bild- 
rand, die im Wiener Bild fehlen. Die Atmosphäre ist wiederum düsterer 
und geheimnisvoller geworden — auch hier findet sich kein tröstliches 
Abendlicht mehr auf golden glänzenden Schneebergen! Die bereits be- 
schriebene Technik kommt diesen veränderten Intentionen in einzigartiger 
Weise entgegen, erlaubt sie doch konsequenter als die strichelnde Pinsel- 
führung zeichnerische Partien wie die kahlen Bäume und deren Schatten 
präzis. niederzuschreiben und andrerseits das Schimmernde des kühlen 
Lichts und der nur angedeuteten Nebelschwaden in ihrer Mehrschichtig- 
keit anzudeuten. Auf diese Weise ergibt sich ein Ganzes, klirrend gläsern, 
transluzid und verschwommen zugleich! 
Obwohl in den symbolistischen Kompositionen der Zeitgeist deutlich zu 
erkennen ist, wirken sie doch gerade in ihrer malerischen Gestaltung zu- 
kunftweisend. Nicht zu Unrecht wurde bereits wiederholt auf den jungen 
Paul Klee hingewiesen, dessen .Radierung «Jungfrau im Baum%*» 
direkt auf «Die bösen Mütter» zurückzugehen scheint. Es ließen sich 
aber auch Parallelen ziehen zum expressiven Zeichenstil eines Schiele 
oder Kubin. Segantini erweist sich mit den symbolhaften Bildern als der- 
selbe außerordentliche Künstler wie in seinen populäreren Schilderungen 
der Alpenwelt, in deren Schatten die weniger zugänglichen Kompositio- 
nen oftmals etwas vergessen wurden. 
Felix Vallotton ist in der Sammlung des Kunsthauses sehr repräsentativ 
vertreten. Seine frühen Interieurszenen, die in sarkastischer Tonart die 
Bourgeoisie der Jahrhundertwende apostrophieren, sind so gültig vertreten 
wie seine späteren Aktbilder und Landschaften. Um jedoch sämtliche 
Schaffenszweige des Künstlers zeigen zu können, fehlte eine Mehrfiguren- 
komposition oder eine der selteneren mythologischen Darstellungen aus 
der mittleren Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die Bedeutung dieser Werk-
	        
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