ZU EINIGEN NEUERWERBUNGEN DER KONKRETEN KUNST
Seit den späteren dreißiger Jahren läßt sich in Zürich das Wirken einer
Gruppe von Künstlern verfolgen, die sich konsequent mit der geome-
trisch-konstruktiven Kunst beschäftigen, die «Zürcher Konkreten». Sie
haben seither nicht nur im Kunstschaffen unserer Stadt einen nicht
wegzudenkenden Akzent gesetzt, sondern auch innerhalb der konkreten
Kunst in internationaler Sicht einen wesentlichen Beitrag geleistet.
« Unverkennbar an diesem Zürcher konkreten Stil ist die Vorzugstellung,
die der horizontal-vertikalen Struktur des Bildes beigemessen wird, ebenso
unverkennbar aber auch das Bemühen, eine bestimmte flächengeometri-
sche Idee systematisch zu entwickeln, also mathematische Beziehungen
zu schaffen in den Farb- und Flächenelementen, mit denen der Bildauf bau
erfolgt», schreibt Willy Rotzler im Vorwort der Ausstellung von Camille
Graeser im Zürcher Kunsthaus?®,
Die Wurzeln dieses Stils reichen in das zweite Jahrzehnt unseres Jahrhun-
derts zurück zur osteuropäischen Avantgarde um die Russen Malewitsch
und El Lissitzky einerseits und andrerseits zur Künstlergruppe, die sich
um Theo van Doesburgs Zeitschrift «Stijl» gesammelt hatte, zu deren
wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten Piet Mondrian und Georges Van-
tongerloo gehörten, wobei nicht vergessen werden soll, daß in Zürich
bereits um 1917 Sophie Taeuber und Hans Arp Werke mit geometrischem
Aufbau geschaffen haben.
Georges Vantongerloo war bisher in unserer Sammlung nicht vertreten;
daß nun das Bild « Relations de lignes» von 1938, das heißt aus der Zeit
des sich konsolidierenden Zürcher konkreten Stils, erworben werden
konnte, ist somit von größter Wichtigkeit. Über seine Kunst schreibt
Vantongerloo selbst: «Mon sujet a toujours ete l’espace, les volumes, la
construction. Par l’espace je n’entends pas uniquement l’extension spatiale,
mais aussi certains elements spatiaux et comment ils se comportent dans
Vl’univers: volumes, vides, attraction-repulsion, reaction, radiation, etc. 2?»
Während der Künstler in den zwanziger Jahren seine Bilder aus geometri-
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