Hinweis auf einige Neuerwerbungen
GIUSEPPE ANTONIO PETRINI (1677-1755/59):
DER HEILIGE LUKAS, DIE MADONNA MALEND
Mit dem Lukasbild, das die Gottfried-Keller-Stiftung 1968 erworben und
nun im Kunsthaus deponiert hat, hält der bedeutende Tessiner Barock-
meister Giuseppe Antonio Petrini endlich Einzug in einer öffentlichen
Sammlung der deutschen Schweiz. Im Tessin selber ist seine brillante
Malerei aus der Wende vom Hoch- zum Spätbarock in zahlreichen Gottes-
häusern gegenwärtig geblieben und längst auch in Museen und Privat-
sammlungen vertreten. Das aus altem Piemonteser Besitz stammende
Lukasbild war bisher nicht bekannt. Den Betrachter spricht es durch seine
künstlerische Meisterschaft, den Kenner zudem durch seinen ikonographi-
schen und typologischen Gehalt an.
Das querrechteckige Bild (Öl auf Leinwand, 95 x 132 cm) gibt den Evan-
gelisten Lukas in Halbfigur wieder, wie er eben beim Malen des Madon-
nenbildes innehält und sich mit Pinseln und Palette sinnend dem Betrach-
ter zuwendet. Zur Rechten steht, fast frontal zu sehen, das halbvollendete
Werk im Ovalformat. An der nahen Riegelwand hängt zwischen Bild und
Maler eine plastische weibliche Maske in Gips.
Was die Auffassung des Bildthemas angeht, fällt die Abwesenheit aller
religiös legendarischen und symbolischen Lukasmotive auf, wie sie übli-
cherweise auf Darstellungen vom 14. bis ins 18. Jahrhundert den Schutz-
patron der Maler auszeichnen. Es fehlt nicht nur die himmlische Erschei-
nung der Madonna als Modell oder als Vision, sondern auch das Evange-
listensymbol des Stiers, es fehlt auch der Einblick in eine sachlich geschil-
derte Malerwerkstatt. Ungewöhnlich innerhalb der neueren Lukas-Ikono-
graphie ist zudem die Halbfigur des Malers, während er sich sonst in gan-
zer Gestalt zeigt; ungewöhnlich, daß er seine Arbeit unterbricht, in leich-
ter Abwendung vom Werk, so daß das Madonnenbild und sein Schöpfer
fast gleichgewichtig zu einander stehen; ungewöhnlich der Anflug von
Pathos und sendungsbewußtem Selbstgefühl. Daß Petrini die andere,
sakral gebundene, damals normale Bildtradition auch kannte, zeigt eine
Variante des Themas in der Sammlung Heinemann, New York, die dem