Volltext: Jahresbericht 1971 (1971)

Sonderstellung ein. Soweit wir sehen, wird hier erstmals eine Figur in 
— vergleichsweise — anatomischer Vollständigkeit gezeigt. Überdies sitzend, 
auch das ein neues Motiv; bisher ließ der Maler seine Figuren stehen oder 
schreiten, oder sie kauerten sich schutzsuchend in eine Ecke. 
Da auf den Bildern von Antes stets etwas, manchmal sehr viel zu sehen 
ist, fühlt der Betrachter sich zunächst versucht, die Bildkomposition gegen- 
ständlich zu lesen: Auf einer Bodenfläche, die man als schmale Raum- 
bühne ansprechen würde, erweckte sie nicht den Eindruck einer in die 
Tiefe fliehenden Sand- und Steinlandschaft, kniet eine grüne männliche 
Figur. Während die Gesichtszüge mit der mächtigen Stirn-Nase, dem 
Mundschlitz und dem kräftig vorgeschobenen Kinn sich in reiner Profil- 
stellung zeigen, sind Brust und vorgewölbter Bauch ins Halbprofil gedreht 
und die zusammengepreßten Oberschenkel in einer klärenden Aufsicht 
gegeben. Wir kennen solche «uneinheitliche», das heißt von verschie- 
denen Blickpunkten aus gegebene Menschendarstellung aus der roman!- 
schen Kunst, vor allem aber aus der altägyptischen Malerei und Relief- 
plastik. Die grünliche, an die Patina einer Bronzeskulptur erinnernde 
Körperfarbe der nackten Männerfigur hat ihre Vorläufer in der Malerei 
von Antes: In den Jahren 1969/70 entstand eine Reihe Grün in Grün 
gemalter Figurenbilder und Gerätestilleben. 
Auffallend wird dem Betrachter, daß eine Art transparentes Visier das 
Gesicht der Figur verhüllt; auffallen wird ihm aber vor allem die inten- 
sive Blaufärbung der wie in einer Aufklappung gezeigten Fußsohlen. 
Und von da geht das Ablesen weiter zu den auf die Oberschenkel gelegten 
Händen, die mit einem Faden beschäftigt sind. Dann entdeckt man, daß 
die Figur vor einer links ins Bild gerückten rechteckigen Scheibe kniet, 
die in stark perspektivischer Darstellung die Raumtiefe unterstreicht. 
Nicht ein Spiegel, sondern eine durchsichtige Glasscheibe, die das von 
ihr Verdeckte in milchiger Trübung durchscheinen läßt. Auch diese 
Scheibe taucht seit einiger Zeit wiederholt in Bildern, als Plexiglasscheibe
	        
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