Volltext: Jahresbericht 1975 (1975)

ursprünglich ebenfalls eine kubistische 
Methode, die versucht hatte, mit bildober- 
flächen-parallelen Mitteln Volumen aus- 
zudrücken. Diese Rückgriffe auf eine längst 
vergangene und in mannifaltigen Verwand- 
lungen stets präsent gebliebene Schaffens 
phase erklären allein jedoch nicht den so 
unglaublich spontan wirkenden Stil der 
Bilder von 1969. Es muss daran erinnert 
werden, dass Picasso Im vorangegangenen 
Jahr die Serie der 347 Radierungen 
geschaffen hatte, die sein letzter grosser 
Graphikzyklus werden sollten. Das heisst, 
dass der Künstler nach einem Jahr sozusagen 
ausschliesslicher Beschäftigung mit den 
graphischen Techniken zu Beginn des Jahres 
1969 erneut zu malen begonnen hat, und 
diese Malerei weist deutliche Spuren der für 
Picasso so charakteristischen experimentellen 
Auseinandersetzung mit den Tiefdruck- 
techniken auf. Die äusserst phantasievolle, 
jede technische Möglichkeit einsetzende 
Bearbeitung der Druckplatte hat in den 
späten Graphiken einen Grad erreicht, der es 
meist verunmöglicht, anhand des Abzuges 
festzustellen, mit welchen Mitteln die Platte 
vorbereitet wurde. Dicht neben- und über- 
einander finden sich der präzise konturierende 
Strich, Schraffuren, Kleckse aller Art, Hell, 
Dunkel und unendlich nuancierte Stufen der 
Zwischenwerte. Dieser Reichtum der 
künstlerischen Handschrift hat sich auf die 
Gemälde übertragen. Ein Bild wie Baiser 
vom 25. Oktober 1969 belegt dies in aller 
Deutlichkeit — man möchte fast von einer ins 
zinmalige und Monumentale umgedeuteten 
Graphik sprechen, was keineswegs in 
abschätzigem Sinn verstanden werden darf, 
denn das graphische Schaffen gehört zum 
Eindrücklichsten in Picassos Werk. 
zelix Andreas Baumann 
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