Volltext: Jahresbericht 1976 (1976)

Hinweis 
auf einige Neuerwerbungen 
ZWEI GEMÄLDE 
VON JOHANN-HEINRICH FÜSSLI 
Zwei Gemälde von Johann-Heinrich Füssli, die 
kürzlich vom Kunsthaus erworben wurden, zeigen 
einige wichtige und interessante Seiten dieser 
<xomplexen Künstlerpersönlichkeit. «Das Gefängnis» 
‘Abb. 6) aus den Jahren 1806-1807 ist eines von 
Cüsslis vielen Bildern, die auf ein literarisches Thema 
zurückgehen. Es illustriert einen Abschnitt aus dem 
V. Buch von William Cowpers zweitem Gedicht- 
band 7he Task, der 1785 erschienen war. Hier, wie 
in vielen anderen Bildern Füsslis, die auf Shakespeare 
Milton, Dante, dem Nibe/ungenlied oder anderen 
literarischen Quellen basieren, ist das literarische 
Werk selbst nicht nur illustriert, sondern als Aus- 
gangspunkt verwendet worden für des Künstlers 
eigene persönliche Reaktion auf die gelesenen 
Worte und dient als Grundlage für eine individuelle 
Aussage, die, wie wir sehen werden, in einigen 
Fällen die Bedeutung des Gedichts, des Theater- 
stücks oder der Geschichte ändert. 
«Das Schweigen»2 (Abb. 1) ist ein früheres Werk 
aus den Jahren 1799—1801. Auch dieses Gemälde 
hängt mit der Literatur zusammen, da Füssli die 
kauernde Gestalt, die hier dargestellt ist, schon in 
ainem Gemälde für seine « Milton-Galerie» (Nr. 46) 
verwendet hat, mit dem er Miltons frühes Gedicht 
/! Penseroso illustrierte. Dieses Gemälde ist verloren 
gegangen, aber sein Bild lebt in einem Stich von 
J. Sharpe weiter? (Abb. 2). In jenem ursprünglichen 
Zusammenhang erscheint die Frau, die im Zürcher 
Gemälde das Schweigen darstellt, als Bild der 
Sorge (auf dem Sockel) zusammen mit « Furcht» 
und «Melancholie». Diese Figur einer sitzenden 
Frau mit dem über ihren Kopf herabwallenden Haar 
ist keine Erfindung Füsslis, sondern stammt von 
Blake. Es handelt sich um einen der wenigen Fälle, 
in denen der Schweizer direkt etwas vom eng- 
‘schen Künstler übernimmt. Auch wenn Füssli 
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