Volltext: Jahresbericht 1977 (1977)

Herbert List (1903-1975) kam vergleichsweise spät, 
arst um die Mitte der vierziger Jahre, zur Porträt- 
photographie und betrieb sie in der Folge als 
reine Liebhaberei. Seine Bildnisse entstanden immer 
nur dann, wenn eine Persönlichkeit ihn besonders 
stark beeindruckte. Dass es sich dabei zur Haupt- 
sache um Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Musiker, 
Mimen handelte, war kein Zufall. Die Physiognomie 
des schöpferischen Menschen reizte List zur 
Gestaltung; seine Modelle aber erkannten die 
musische Begabung des Photographen instinktiv 
und gingen mit seltener Bereitwilligkeit auf seine 
Absichten ein. Das Ergebnis dieser Komplizität sind 
Bilder von grosser Eindrücklichkeit und hohem 
dokumentarischem Wert. 
Erstmals wurde in einer Ausstellung die wichtigste 
Periode von Walter Bosshards (1892-1975) 
photographischem Schaffen vorgestellt: die 
Expeditionsteilnahmen und Asienreportagen 
zwischen 1927 und 1939. Walter Bosshard war ein 
Photograph, dessen Weg über ethnographisch- 
geographische Anfänge zur politischen Reportage 
führte, wo er sich als zwar distanzierter, aber immer 
informierter Beobachter zeigte. Diese Talentvielfalt 
machte den passionierten Weltreisenden Bosshard 
zu einem Pionier der modernen journalistischen 
Berichterstattung. Erst die Durchsicht seines 
Archivs, mit dem die « Stiftung für die Photographie» 
eine wichtige Aufgabe erfüllen konnte, ermöglichte 
diesen lebendigen Querschnitt durch eine Epoche 
asiatischer Geschichte. 
Ausstellungen im Helmhaus 
Das Helmhaus stand uns im Berichtsjahr für dre! 
Termine zur Verfügung. Die Retrospektive des In 
der Schweiz leider zu wenig beachteten Malers 
Karl Ballmer fiel zeitlich mit der Ausstellung 
«Deutschland 1930-1939, Verbot — Anpassung — 
Exil» zusammen. Diese Gleichzeitigkeit schien uns 
besonders sinnvoll, gehörte doch Karl Ballmer als 
Schweizer Künstler, der von 1922 bis 1938 in 
Hamburg lebte und Mitglied der dortigen Sezessior 
war, zu den von den Nationalsozialisten verfolgter 
Künstlern; aber auch nach seiner Rückkehr in die 
Schweiz blieb Ihm Anerkennung versagt. Er liess 
sich in Lamone im Tessin nieder und führte bis zu 
seinem Tode 1958 das Leben eines Einsitedlers. 
Den grossformatigen, oft monochromen Bildern 
von Werner Frei galt die zweite Helmhaus- 
Ausstellung. Der 1907 geborene Künstler wandte 
sich nach figurativen Anfängen einer malerischen 
Abstraktion zu. Werner Freis Bilder sind Farb- 
räume, die ihre Ausstrahlung durch sparsam 
gesetzte, formale Akzente erhalten. 
Die Ausstellung « Martin Disteli ... und fluchend 
steht das Volk vor seinen Bildern» konnte vom 
Kunstmuseum Olten übernommen werden. Die seh 
durchdachte und klug gegliederte Ausstellung 
wurde von einem Studententeam der Universität 
Zürich vorbereitet. 
FR 
Der 1925 in Genf geborene Jean Mohr ist seit 
mehr als zwanzig Jahren mit der Kamera in allen 
Erdteilen unterwegs. Sein Anliegen ist das mensch- 
liche Dokument. Durch die Malerei und nach einem 
Studium der Nationalökonomie zur Photographie 
gekommen, versucht Jean Mohr Zustände und 
Beobachtungen in Bildern festzuhalten, die dank 
seiner eigenen Integrität einen besonderen Wert 
erhalten. 
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