zeigt die Oberfläche keine Unterschiedlichkeit der
Farbbehandlung. Jeder Zentimeter der Leinwand
ist mit der gleichen transparenten Farbigkeit durch-
tränkt. Die malerische Qualität ist an keiner Stelle
zurückgenommen. Freilich leuchtet das Licht auf
den Haaren am hellsten — sie schimmern und
blitzen geradezu im Licht. Aber auf ihnen ruht auch
die grösste Helligkeit. Die gleichmässige Behand-
lung der Teile hat eine versachlichende Wirkung.
Durch keine Emotion gefördert, durch keinen Aus-
bruch in malerische Handschrift dramatisiert, wird
hier mit der Sachlichkeit der Photographie ge-
schildert. Diese Objektivität ist vom Maler an-
gestrebt. Gleichzeitig vermittelt Ihm die photo-
graphische Unterlage jenes Moment spontaner
Darstellung, das nur der Photographie möglich ist.
Gertsch möchte in seiner Malerei Realität ein-
fangen. «Das knisternde Leben», dem der Maler
nach seinen eigenen Worten auf der Spur ist — hier
hat er es auf die Leinwand gebannt. Franz Gertsch
hat immer gegenständlich gemalt. Schon Mitte der
fünfziger Jahre, als die Junge Schweizer Generation
der informellen Malerei zugewandt war, suchte er
nach einem zeitlosen Stil. Er entdeckte plötzlich
die Kamera und wusste, dass er mit Ihr jenes Hilfs
mittel gefunden hatte, zu einem sachlichen, reali-
tätsbezogenen Bildstil zu kommen. Er wollte keine
Stilisierung, keine persönliche Handschrift. Mit der
Sachlichkeit wollte er zugleich die Zeitlosigkeit.
Aber durch die Kamera bezieht er zugleich die
Gegenwart ein. Die Menschen, die er malt, sind
seine engsten Zeitgenossen. Er photographiert und
malt sie so, wie er sie im Augenblick sieht. So
wird Zeit zeitlos, Gegenwart überdauernd.
zrika Billeter
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