Volltext: Jahresbericht 1977 (1977)

zeigt die Oberfläche keine Unterschiedlichkeit der 
Farbbehandlung. Jeder Zentimeter der Leinwand 
ist mit der gleichen transparenten Farbigkeit durch- 
tränkt. Die malerische Qualität ist an keiner Stelle 
zurückgenommen. Freilich leuchtet das Licht auf 
den Haaren am hellsten — sie schimmern und 
blitzen geradezu im Licht. Aber auf ihnen ruht auch 
die grösste Helligkeit. Die gleichmässige Behand- 
lung der Teile hat eine versachlichende Wirkung. 
Durch keine Emotion gefördert, durch keinen Aus- 
bruch in malerische Handschrift dramatisiert, wird 
hier mit der Sachlichkeit der Photographie ge- 
schildert. Diese Objektivität ist vom Maler an- 
gestrebt. Gleichzeitig vermittelt Ihm die photo- 
graphische Unterlage jenes Moment spontaner 
Darstellung, das nur der Photographie möglich ist. 
Gertsch möchte in seiner Malerei Realität ein- 
fangen. «Das knisternde Leben», dem der Maler 
nach seinen eigenen Worten auf der Spur ist — hier 
hat er es auf die Leinwand gebannt. Franz Gertsch 
hat immer gegenständlich gemalt. Schon Mitte der 
fünfziger Jahre, als die Junge Schweizer Generation 
der informellen Malerei zugewandt war, suchte er 
nach einem zeitlosen Stil. Er entdeckte plötzlich 
die Kamera und wusste, dass er mit Ihr jenes Hilfs 
mittel gefunden hatte, zu einem sachlichen, reali- 
tätsbezogenen Bildstil zu kommen. Er wollte keine 
Stilisierung, keine persönliche Handschrift. Mit der 
Sachlichkeit wollte er zugleich die Zeitlosigkeit. 
Aber durch die Kamera bezieht er zugleich die 
Gegenwart ein. Die Menschen, die er malt, sind 
seine engsten Zeitgenossen. Er photographiert und 
malt sie so, wie er sie im Augenblick sieht. So 
wird Zeit zeitlos, Gegenwart überdauernd. 
zrika Billeter 
9”
	        
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