Volltext: Jahresbericht 1978 (1978)

hat Delaunay immer wieder seit 1912 allein in den 
«Formes circulaires» angestrebt, die er in jenem 
Jahr zum ersten Mal so eindeutig definiert hatte und 
arst wieder im Jahre 1930 mit dieser Entschiedenheit 
aufnimmt. Dazwischen liegen die Jahre, in denen er 
seine «Disques» in Zusammenhang gegenständ- 
licher Motive stellt, die vom « Football» bis zum « Tour 
Eiffel» reichen. Die « Formes circulaires» von 1930 
knüpfen also direkt an die Zeit seiner frühen abstrakten 
Bilder an, an jenes Jahr, in dem auch Kupkas 
«Disques de Newton» entstehen, die zu einer ver- 
gleichbaren Abstraktion führen, obwohl sie im 
Gegensatz zu Delaunay eine kosmische Realität wie- 
dergeben wollen. Der kosmische Bezug ist immer- 
hin bei Delaunay zumindest Im Titel angesprochen, 
den er manchen « Disques simultane&s» und 
«Formes circulaires» hinzusetzt, nämlich «Lune et 
Soleil». Auch das Bild des Zürcher Kunsthauses 
von 1912-1930 trägt diesen Zusatz, und die grosse 
Komposition von 1930 darf man ebenso verstehen. 
Bei allen Bildern entspricht die blaue Komponente der 
Lichtvorstellung des Mondes und bestimmt stets 
die linke Bildseite, während die gelb-orange-farbenen 
Töne der rechten Seite die Sonne evozieren. 
Beide Farbstimmungen entsprechen darüber hinaus 
Delaunays Auffassung der « Contrastes simultanes », 
die für ihn in der Gegenüberstellung von kalten 
und warmen Farben sichtbar gemacht werden: die 
warmen Töne Rot-Orange-Gelb gegenüber den 
kalten Tönen Blau-Grün-Gelb. In der Gegenüber- 
stellung aber bildet sich auch zugleich eine 
Übereinstimmung, die zur Harmonie der Bildkomposi- 
tion führt. 
Arbeiten Delaunays führen: zu den Reliefs und Wand- 
bildern für den Pavillon des Chemins de Fer und 
den Pavillon de l’Air für die Exposition internationale 
1937 In Paris. Im monumentalen Gemälde « Air, 
feu, eau» schliessen sich seine Themen wie in einer 
Apotheose zusammen: Kreise, Ellipsen, der Eiffel- 
turm. Die letzten Arbeiten kurz vor seinem Tod, die 
«Rhythmen» von 1938, bestätigen nochmals sein 
Credo, das in den « Formes circulaires» und den 
«Disques simultanes» seinen Ausdruck gefunden 
hatte: 
«Je connais toutes les techniques pass&6es.‘ 
Je veux le neuf, la vie, linedit. 
I’ideal pictural — ce qui n’a pas 6te fait. 
J’ai lutt& contre le metier ancien: 
perspective 
geometrie 
clair-obscur 
nE&canismMe dessin 
decoratif 
orimitivisme 
illustratif 
descriptif 
'itteraire 
divisionnisme 
Je veux la representation — continulte simultanee des 
formes. 
ensemble. » 
symbolisme 
non representation 
et forme 
Erika Billeter 
Die Wiederaufnahme der « Formes circulaires» 1930 
sind ein erneuter Versuch, die Peinture pure in 
reiner Abstraktion nochmals zu vollziehen. Er malt das 
Thema gleich zweimal in diesem Jahr: im Wand- 
Jgemälde für das Haus des Dr. Viard und das Öl- 
gemälde des Zürcher Kunsthauses.-Kurze Zeit 
später entsteht aus diesem Thema die Reihe der 
«Rythme sans fin», die zu den letzten grossen 
np
	        
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