Volltext: Jahresbericht 1980 (1980)

hundert») weist darauf hin, dass ein betont kunst- 
historisches Problem zur Darstellung kam. Die vom 
Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kultur 
geschichte Münster konzipierte Ausstellung deckte 
die moderne Reliefauffassung auf, die sich von der tra 
ditionellen Vorstellung des in architektonische Zu- 
sammenhänge eingebauten Reliefs abhob. Das dem 
autonomen Tafelbild gleichgestellte Relief wurde zu 
Beginn unseres Jahrhunderts insbesondere von Malern 
als adäquates Ausdrucksmittel herangezogen. Vor 
allem der Kubismus, die Dada-Bewegung und die geo- 
metrisch konstruktive Kunst haben dieser Gattung 
neue Wege geöffnet, nachdem mit dem Ende des Zeit- 
alters der Zentralperspektive die traditionelle Relief- 
auffassung als Mittelposition zwischen der dreidimen- 
sionalen Rundplastik und der Malerei an einen End- 
punkt geführt worden war. Die Ausstellung, die in der 
Presse mehrheitlich positiv gewürdigt wurde, aber 
leider einen nur geringen Publikumserfolg verzeichnen 
konnte, erlaubte einen überaus abwechslungsreichen 
Gang durch die Kunstgeschichte unseres Jahrhunderts 
nicht zuletzt deshalb, weil bewusst auch Grenzposi- 
tionen wie etwa Boden-, Eck- und Lichtreliefs anvisiert 
wurden. 
Mit der Ausstellung «Kunstschätze aus China» konnte 
ein Projekt realisiert werden, dessen Vorarbeiten bis ins 
Jahr 1976 zurückführen. Das Konzept der Ausstellung, 
das örtlich das Kerngebiet der alten chinesischen 
Kunst, die beiden Provinzen Shaanxi und Henan, um- 
fasste und zeitlich vom Neolithikum bis zur Tang-Zeit 
reichte, wurde im wesentlichen von Helmut Brinker, 
Professor an der Universität Zürich und Konservator 
der Ostasien-Abteilung des Rietbergmuseums, 
entwickelt, während die administrativen Vorarbeiten 
wie Transport-, Versicherungs- und Tourneefragen 
weitgehend vom Louisiana Museum In Humlebaek bei 
Kopenhagen übernommen wurden. Der Katalog, den 
der weltbekannte Ostasienspezlialist Jan Fontein, 
Direktor des Bostoner Museum of Fine Arts, als «with- 
out any doubt the best catalogue of a chinese archeo- 
logical exhibition written to date» bezeichnet, wurde 
von Prof. Brinker in Zusammenarbeit mit Roger 
Goepper, Professor an der Universität Köln und Direk 
tor des Museums für Ostasiatische Kunst in Köln, 
verfasst und in Zürich hergestellt. Die Ausstellungs- 
tournee, die erst im Frühjahr 1982 zu Ende gehen wird 
umfasst die Städte Kopenhagen, Zürich, Berlin, Hildes 
heim, Köln und Brüssel. Der Erfolg der Ausstellung, 
die dem Kunsthaus das zahlenmässig beste Resultat ir 
seiner ganzen Geschichte gebracht hat, beruhte wohl 
auf verschiedenen, voneinander unabhängigen 
Faktoren; es seien nur einige wahrscheinliche Begrün- 
dungen genannt: die Ausstellung vereinigte eine relativ 
kleine Anzahl von Gegenständen von durchwegs 
höchster künstlerischer Qualität; das Interesse gegen- 
über China scheint zurzeit generell besonders stark; 
die sensationellen Grabfunde erweckten offensichtlich 
Neugier; gleiches ist wohl von der Auseinandersetzunc 
mit einer besonders intensiv entwickelten Form des 
Totenkultes zu sagen; und schliesslich haben ganz 
gewiss die lebensgrossen und verblüffend naturnah 
geformten Figuren des Quin Shihuang Di-Grab- 
komplexes, die auf die beinahe unfassliche Zahl von 
rund 7000 Stück geschätzt werden, zum durch- 
schlagenden Erfolg beigetragen. Alle diese Kompo- 
nenten zeigen unserer Meinung nach an, dass auch 
eine archäologische Ausstellung aktuell sein kann, 
hat sie doch den europäischen Ländern eine in dieser 
Reichhaltigkeit zuvor unbekannte Weltkultur neu 
erschlossen. 
Ausstellungen im Graphischen Kabinett 
Um die Neuerwerbungen der Graphischen Sammlung 
ainer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, 
werden von Zeit zu Zeit im Graphischen Kabinett kleine 
Überblicke über die neuesten Ankäufe veranstaltet. 
In diesen Ausstellungen sollen die Schwerpunkte der 
Sammlungstätigkeit jeweils durch in sich geschlossene 
Gruppen vorgestellt werden. 
1980 zeigten wir mit der Ausstellung «Aus den Neu- 
erwerbungen 1976-1980: Amerikanische Zeichnungen 
der 70er Jahre, eine Auswahl aus den Ankäufen der 
PP)
	        
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