Volltext: Jahresbericht 1980 (1980)

Restaurierung 
Der Schwerpunkt der Arbeit der Restaurierungs- 
abteilung lag im Berichtsjahr im Konservieren, Vor 
bereiten und Betreuen des Ausstellungsgutes. 
Bei der Bearbeitung der Werke für die Dada- 
Ausstellung wurden wir mit besonders interessan- 
ten Fragen der Konservierung und Restaurierung 
von moderner Kunst konfrontiert. 
Die vielfältigen Erscheinungsformen der Objekte 
dieser Bewegung - vom einfachen Dokument bis 
zur gewagten Kombination von damals in der Kunst 
neueingeführten Materialien — stellte eine Reihe von 
Problemen technologischer wie ästhetischer Natur. 
In einigen extremen Fällen hat die Alterung des 
Materials die Werke derart verändert, dass der 
Betrachter unter Umständen zu einer Interpretation 
geführt wird, die vom Autor nicht beabsichtigt war 
Alle für die Ausstellung vorgesehenen Werke 
kamen zur Kontrolle und Vorbereitung ins Restaurie- 
rungsatelier. Dort wurde zusammen mit den Aus- 
stellungsleitern die Rahmung besprochen, wobei für 
die meisten Werke bereits Rahmen vorhanden 
waren. 
Die graphischen Blätter wurden grösstenteils neu 
passepartouriert. Bei diesem Vorgang ist wesent- 
lich, dass dazu ein säurefreier Karton verwendet 
wird, um Abbaureaktionen auf dem originalen 
Papier zu vermeiden. Die Blätter wurden locker im 
Passepartout fixiert, damit sie sich bei Klima- 
schwankungen frei bewegen können. Der Klebstoff 
für ihre Fixierung auf dem Karton ist stabil, leicht 
löslich und verursacht weder Verfärbungen, noch 
dringt er zu weit ins Papier ein. 
Die Werke auf Papier - hauptsächlich Plakate, 
Manifeste und Flugblätter - hatten ursprünglich der 
Zweck, direkt und provokativ herauszufordern, und 
zwar ausserhalb des offiziellen, kulturellen 
Rahmens. Da sich die Absicht der Künstler auf 
spontane Produktion und Vermittlung richtete, waı 
ihnen die Dauerhaftigkeit dieser Blätter kein be- 
sonderes Anliegen. Es wurde billiges Papier 
verwendet, meist Holzschliffpapier, das in der 
Zwischenzeit stark verbräunt und brüchig geworder 
ist. Durch ihr verbrauchtes Aussehen verloren die 
Blätter zwar an direkter Wirkung, gewannen aber 
teils einen anderen ästhetischen Reiz, der wiederurr 
durch die Rahmung unterstützt wird. 
Der Urzustand der Papiere liesse sich durch 
forciertes Bleichen und aufwendige Restaurierungs 
arbeit weitgehend wieder erreichen!. Doch würde 
eine solche Massnahme die Papierfasern noch 
weiter schwächen. Wir respektieren deshalb nicht 
nur den Urzustand, sondern auch den natürlichen 
Alterungsprozess, der dem Werk eigen geworden 
ist und der die historische Distanz sichtbar macht. 
Denn es käme einer Fälschung gleich, wollten wir 
den Werken den Anschein geben, sie seien heute 
entstanden. 
Im letztjährigen Ausstellungsprogramm kamen wir 
mit weiteren Werken in Berührung, die konser- 
vierungstechnische Probleme aufweisen. Anhand 
einiger Bilder, die bei der Kirchner-Ausstellung zu 
sehen waren, lässt sich ein grundsätzlicher Aspekt 
für das Verständnis und die Interpretation der 
Staffeleimalerei des 20. Jahrhunderts darlegen: Deı 
Stellenwert der matten Ölmalerei. Ernst Ludwig 
Kirchner hat als Malmittel seinen Ölfarben (Firma 
Rembrandt) reinen, in Benzin gelösten Wachs 
beigemischt, um die Farbe matt zu halten. Dadurch 
konnte er den expressiven Effekt .der Farbigkeit ste! 
1 Die graphischen Werke wurden von Frau Annagret Bürki 
'Papierrestauratorin in Bern) konserviert. Wir konsultierten sie In 
allen papiertechnischen Problemen. 
197
	        
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