Volltext: Jahresbericht 1987 (1987)

AUSSTELLUNGEN 
Whitechapel Gallery), Düsseldorf (Städtische Kunsthalle) 
und Paris (Musee national d’art moderne, Centre Georges 
Pompidou). 
Ivan Mestrovie 
Cy Twombly 
Der 1928 in Lexington (Virginia) geborene Cy Twombly 
gilt heute als einer der bedeutendsten Künstler der Gegen- 
wart. Einmal mehr erweist sich an seinem Werk und seiner 
Biographie, dass zeitweiliges Vergessen sein und das Durch- 
stehen von Einsamkeit und Isolation in der und mit der 
Arbeit die Qualität der Kontinuität intensivieren. 
Twombly, Zeitgenosse von Jasper Johns und Robert 
Rauschenberg, unmittelbarer Nachfahre der abstrakten 
Expressionisten, zog sich 1957 nach Rom zurück. Das 
Kunsthaus Zürich unternahm es, diesem Künstler, der mit 
äusserster Anspannung die grossen Errungenschaften und 
Freiheiten des Abstrakten Expressionismus - diesem ersten 
originären Beitrag des Neuen Kontinents zur Kunst- 
geschichte der Neuzeit - in eine neue Sensibilität und Kraft 
der Aneignung des Mediums des Malerischen und der 
Linie zu neuen Eigenschöpfungen zu steigern wusste, seine 
bisher grösste Einzelausstellung zu widmen. Mit 42 
Bildern, zum Teil noch nie gesehenen Grossformaten aus 
allen Schaffensperioden, den weissen der Frühzeit, den 
Farbexplosionen der frühen Romzeit, den grauen Tafeln 
um 1968/70, den mythologischen Schriftbildern der sieb- 
ziger und den malerischen Werken der achtziger Jahre, mit 
68 Arbeiten auf Papier und 20 Skulpturen, diesen durch 
den weissen Anstrich verklärten Alltagsgegenständen in 
Sender von Licht und Stille, entstand eine beeindruckende 
Ausstellung, deren sorgfältige Präsentation, die durch die 
Schönheit der Kunstwerke gefordert war, in der Rezeption 
gewürdigt wurde. Der Erfolg der Ausstellung wirkte sich 
nicht nur auf die Besucherzahl aus, die höher war als sonst 
bei zeitgenössischen Künstlern, sondern bestätigte sich 
auch in den vielbeachteten Übernahmen in Madrid 
(Palacio de Velazquez und Palacio de Cristal), London (The 
Das Wagnis, den bedeutendsten jugoslawischen Künstler 
der ersten Jahrhunderthälfte, den Kroaten Ivan Me$trovic 
‘1883-1962), in einer Ausstellung unserem an ganz andern 
Stilformen orientierten Publikum vorzustellen, bescherte 
den erwarteten ernsthaften Tadel und seltenes, aber 
begründetes Lob. Zu fremd blieben vielen die pathetischen 
Gesten, die stilisiert-monumentale Körpersprache seiner 
Figuren, die thematisch zudem häufig im wenig bekannten 
Bereich der jugoslawischen Geschichte angesiedelt sind. Im 
Bewusstsein, dass die Entwicklungsgeschichte und der 
Umgang mit Skulptur besondere Anforderungen stellen, 
leiteten wir die Ausstellung mit der Ausbreitung von 
Sammlungsbeständen, mit Werken von Rodin, Bourdelle 
und Despiau, von Barlach und Lehmbruck, von Burck- 
hardt, Obrist oder Rodo ein. Für geübte und vorurteilslose 
Augen war unschwer zu erkennen, wie viel MeStrovic 
insbesondere Rodin verdankte und wie er in seinen frühen, 
symbolistischen Werken diesen hohen Anspruch erfüllte. 
Die umstrittenste Werkgruppe bildeten zweifellos die 
Helden- und Trauerfiguren zum unausgeführten Tempel- 
projekt von Vidovdan (1912), das an die verlorene Schlacht 
der Serben gegen die Türken auf dem Amselfeld von 
Kosovo 1389 erinnern sollte. Die Monumentalität dieser 
Figuren mag zwar aufs erste frappant an die bevorzugte 
Skulptur des Totalitarismus erinnern, in ihrer plastischen 
Durcharbeitung, im Willen zur stilisierten Form und der 
xonkreten inhaltlichen Bestimmung überwinden sie aber 
seispielsweise die Stilstufe des Winkelried-Denkmals, 
ohne in die Glorifizierung des «unbekannten Helden» zu 
münden. Eindrücklich und überzeugend stellte sich die 
Werkgruppe religiöser, vorwiegend ın Holz gearbeiteter 
Motive, mit der expressiven, viel mehr hohen Kreuzigung 
von 1916 dar, stilistisch interessant und noch in kunsthisto- 
tische Zusammenhänge einzuordnend, eine Art «art deco»- 
Reliefs der zwanziger Jahre. Den Schluss bildeten drei 
Darstellungen des «Hiob», welche auf einen Gefängnis-
	        
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