Volltext: Jahresbericht 1987 (1987)

VERANSTALTUNGEN 
MUSEUMSPÄDAGOGIK 
Schuldienst des Kunsthauses 
Mir6, Twombly, Delacroix, Munch - 1987 war für die 
Museumspädagogen ein Jahr der wechselnden Vermitt- 
lungsformen und -erfahrungen. 
Joan Mirö legte die Entdeckungsfreude und Fabulierlust 
frei; sogar die Oberstufenschüler begegneten wieder einmal 
den Möglichkeiten ihrer sprachlichen und schöpferischen 
Phantasie. Am beeindruckendsten aber reagierten die 
Klassen der Unterstufe. Auch an Twombly bewiesen gerade 
die Kinder ihre Offenheit für ungewohnte visuelle 
Eindrücke, ihre Fähigkeit, sich dem Bild hinzugeben und 
übernommene Vorurteile fallenzulassen. Für die Mittel- 
stufe wurde dann das Werk Delacroix’ zur Reise ins 
Exotische und zur Begegnung mit der leidenschaftlichen 
romantischen Gefühlswelt. Die Jugendlichen hingegen 
führte es, zusammen mit den Rahmenveranstaltungen der 
Juni-Festwochen, in ein Jahrhundert der Spannungen und 
der Umwälzungen. Gegenüberstellung war denn hier der 
Leitfaden des museumspädagogischen Weges: Die 
Konfrontation ausgewählter Werke, der Bezug Bild-Foto- 
grafien, die Verbindung Musik-Bild-eigenes Gestalten 
machten den Künstler und seine Zeit erlebbar - und 
stellten unser heutiges Lebensgefühl zur Diskussion. 
Der gemalte Gefühlsbericht Edvard Munchs öffnete einen 
direkten Zugang zur Persönlichkeit des Künstlers und zu 
seinen sozialen Bedingungen. Die Führungen zielten aber 
auch auf die innere Welt des Betrachters und auf die grund- 
sätzlich menschliche und weltanschauliche Ebene dieses 
Werkes. Es wurde zum Spiegel existenzieller Grundsitua- 
tionen. Die Oberstufe fand sich Problemen gegenüber, die 
der einzelne aus seiner Gegenwart heraus kennt. Die 
Primarschüler gestalteten nach ihrem Besuch eine bestim- 
mende Erinnerung ihres eigenen Lebens. Solche gemalten 
Tagebuchblätter wurden in einem «Lebensfries» dem 
Publikum vorgestellt. 
Im gesamten führten die Museumspädagogen 53 Klassen 
der Primarstufe (51 Stadt / 2 Kanton), 50 der Oberstufe 
(37 Stadt / 13 Kanton), 18 höherer Schulen (13 Stadt und 
Kanton / 5 ausserkantonal) und 19 Mal - mit didaktischen 
Hinweisen — die Lehrerschaft durch eine der vier Ausstel- 
lungen. Für jede wurden zudem, durch das Pestalozzianum 
organisiert, ein oder zwei Kurse von ungefähr zehn aufei- 
nanderfolgenen Abenden mit dem Ziel einer vertieften 
Kunsterfahrung angeboten. Im Sinne einer regelmässigen 
Gruppenarbeit sprachen Lehrer verschiedenster Stufen 
über die Bilder und untersuchten dabei Projektionen, 
Spiegelungen u. a. am Werk und in der Gruppe. Das 
Schaffen Mirös bot im weiteren Anlass für einen sich acht 
Mal wiederholenden Kurs der Schule für soziale Arbeit, 
und die Schule für Totales Theater und Child Drama 
Lützelflüh verarbeiteten ihre Auseinandersetzung zu einer 
Mirö-Performance. 
In unserer Sammlung wurde 1987 mit 85 Klassen der 
Primarstufe (80 Stadt / 5 Kanton), 72 der Oberstufe 
(48 Stadt / 21 Kanton / 3 ausserkantonal), 16 höherer 
Schulen (14 Stadt und Kanton / 2 ausserkantonal) zu 
bestimmten Themenkreisen gearbeitet. Die Qualität des 
permanenten Bestandes und die ruhigeren Räumlichkeiten 
machen es zudem möglich, auch Sonderklassen oder 
Gruppen, wie die Schule für Sinnesgeschädigte, die 
uns zwei Mal besuchte, an künstlerisches Schaffen heran- 
zuführen. An 16 Mittwochnachmittagen trafen sich die 
Kinder zum Workshop. Diese Veranstaltung für kleine 
Besucher, die ohne Voranmeldung zu Bildbetrachtung und 
eigenem Gestalten ins Kunsthaus kommen können, fand 
während der Juni-Festwochen versuchsweise und mit 
gutem Erfolg am Sonntagmorgen statt. 
Nach zwei Einführungsabenden für Oberstufenlehrer 
begann im November für die ersten Museumsschachteln 
des Kunsthauses eine rege Reisezeit. Sie enthalten für drei 
Werke unserer Sammlung methodische Anleitungen und 
Hilfsmaterialien und ermöglichen eine stärkere Integration 
der Bildbetrachtung in den Unterricht. Vor allem aber
	        
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