Volltext: Jahresbericht 1988 (1988)

konnten von Martin Disler neun neue Bilder und erstmals 
für die Schweiz auch eine grössere Anzahl seiner Plastiken 
gezeigt werden. Während die acht grossformatigen 
einzelnen Leinwände und ein Triptychon von einer gesti- 
schen Bewegtheit und zugleich von einer Transparenz im 
Umgang mit der erneut wieder angewandten Acrylmalerei 
zeugten, liessen die im Eingangsraum präsentierten 
«Jebensgrossen» Gipsplastiken und Wandstücke den Hang 
zu grösserer Geschlossenheit und formaler Konzentration 
spüren. Verbindendes Element von koloristischem Bild 
und tonig «weisser» Plastik blieb die Suche nach einem 
Ausdruck, der Menschliches, Tierisches und Pflanzliches 
zu etwas Neuem verbindet. 
Der Ausstellung Martin Dislers wurde von der Fach- 
presse sowie vom Publikum überdurchschnittliche 
Aufmerksamkeit gezollt, was sich nicht zuletzt auch darin 
ausdrückte, dass sämtliche Bilder und mehrere Plastiken 
innerhalb weniger Wochen verkauft wurden. 
Man Ray 
Photogramme und Photomontagen, Portraits und Akte, 
sämtliche Filme, Flugblätter, seltene Zeitschriften, extra- 
vagante Bücher, dadaistische Objekte —ein Man Ray-Spek- 
takel ohne Ölbilder und Zeichnungen, ein Feuerwerk in 
Schwarz/Weiss. Man Rays Erfindergeist kam indessen 
nicht allein in der Fülle von (vielfach unbekanntem) Ma- 
terial, (wie den späten Filmen) zum Blühen, die Ausstel- 
lungsgestaltung versuchte die Spielfreude des Dadaisten 
und Surrealisten aufzugreifen. Die Botschaft «kam an»: ein 
vor allem junges Publikum vergnügte sich beschwingt 
und angeregt an optischen Einfällen, die in ihrer Leichtig- 
keit einem Zeitgefühl zu entsprechen scheinen. Die gut 
besuchten Filme und über tausend verkaufte Plakate 
geben einen kleinen Hinweis, dass das, in Zusammenarbeit 
mit der Stiftung für die Photographie zusammengestellte, 
mit enthusiastischer Mithilfe von Lucien Treillard und 
Hans Bolliger vermittelte Werk von Man Ray noch längst 
nicht «ausgeguckt» ist. 
Hugo Suter 
Im Mittelpunkt der Ausstellung des 1943 in Aarau gebo- 
renen Multitalents Hugo Suter, die mit wenigen prä- 
gnanten, teils im Hinblick auf diese Präsentation neu 
geschaffenen Arbeiten erstmals einen knappen Überblick 
zu dessen eigenwilligem Euvre bot, stand sein «Haupt 
werk»: ein in unregelmässigen Abständen wachsender 
Gläserner Bilderzaun. In diesem kristallisiert sich gleich 
sam die künstlerische Quintessenz des Objektemachers 
Malers, Zeichners, Graphikers, Glas-«Graveurs» unc 
Kommentators seiner eigenen Tätigkeit. Der ım Gesamt 
schaffen Suters zentrale Gläserne Bilderzaun, der bis anhiın 
aus 49 einzelnen Elementen bestand, führte den Betrachte: 
mit zwei parallel verlaufenden, zick-zack-förmig aufge 
bauten «Paravents» durch einen Erlebnisraum optische! 
Wahrnehmung. Die in Reliefs, Holz- und Glasobjekten 
Form gewordenen Recherchen des Künstlers zum 
Verhältnis von Darstellung und Dargestelltem sowie die 
fortwährende Metamorphose des flüchtig Erblickten, 
prägten auch die übrigen, eigenständig entwickelten 
Arbeiten. Die solcherart entstandene sinnliche «Schule des 
Sehens» stiess beim Publikum, vor allem auch bei Schul: 
klassen, auf reges Interesse. 
GSMBA 
Die Ausstellung der Zürcher Sektion der GSMBA versam: 
melte unter dem Titel «konstruktiv 88» Arbeiten von sech 
zehn Mitgliedern, die sich abstrakt-geometrischer Gestal 
tungsmittel bedienen. Von einer Jury ausgewählt, belegter 
die Werkgruppen, dass die strengen Gesetze der «Zürche: 
Konkreten» an Nachwirkung eingebüsst haben und sich 
vermehrt spielerische, experimentelle Formen wie bei Jan 
Dudesek, Nelly Rudin oder Rita Ernst zu entwickelr 
vermochten. Die sparsam, mit viel Zwischen-Raum ein: 
gerichtete Ausstellung vermochte indessen nicht darübe? 
hinwegzutäuschen, dass konstruktive Kunst radikale 
Qualitäten beinhalten muss, um als Gegenposition über 
zeugen zu können...
	        
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