Volltext: Jahresbericht 1989 (1989)

RESTAURIERUNG 
Liegt es am Mangel unserer Arbeit, dass wir das Relief 
«Jardim Botanico» von Frank Stella in kurzer Zeit nachein- 
ander gleich zweimal restauriert haben? Es liegt an den 
exponierten Teilen dieses grossen und schweren Alumi- 
nium-Reliefs, an der mangelnden Standfläche und deshalb 
an der etwas schwierigen Handhabe. 
Das erste Mal wurde die auskragende Ecke unten in der 
Mitte eingestaucht. Mit einigem Aufwand liess sich diese 
Stelle einwandfrei restaurieren. Kurze Zeit danach wurde 
die Ecke unten rechts erheblich eingedrückt. Totz allem 
Bemühen liess sich das gestauchte Alublech an der Vorder- 
seite nicht mehr ganz flach legen. Aber die grösste Schwie- 
rigkeit bot das Ergänzen des über mehrere Quadratzenti- 
meter abgeplatzten transparenten Farblackes, Alle restaura- 
torischen Kniffe versagten. Nur das Ausprobieren der 
verschiedensten Angebote des Lackhandels brachte uns 
dem Ziel näher. Am geeignetsten erwies sich eine 
bestimmte Sorte Glasmalfarbe, wobei wir die beschränkte 
Lichtechtheit in Kauf nehmen mussten. Wir waren nach 
dieser Anwendung allerdings noch weit vom optischen 
Eindruck des Originals entfernt, weil der originale Lack mit 
der Zeit bereits eine starke Trübung erfahren hat. Mit dem 
gezielten Aufspritzen von Feinsprühfarbe konnte dieser 
Unterschied ausgeglichen werden. Damit dieses Relief 
künftig unfallfrei von der Wand abgehängt werden kann, 
wurden an dessen Rückseite ausziehbare Standbeine 
montiert, auf die die Last sicher zu stehen kommt. 
Das 1987 geschenkte Gemälde «Amor und Psyche» von 
Angelika Kauffmann wurde anlässlich einer Ausleihe einer 
umfassenden Restaurierung unterzogen, da sich die un- 
sachgemässe Doublierung von der originalen, nach vorn 
ausbauchenden Malleinwand getrennt hatte. Darüber hin- 
aus verdeckte ein vergilbter, unregelmässiger Firnis die 
nuancierte Malerei, ebenso machten sich einzelne nachge- 
dunkelte Übermalungen störend bemerkbar. Nach dem 
Ablösen der alten Wachsdoublierung durfte ein guter 
Zustand der Malleinwand festgestellt werden, so dass man 
das Bild nach dem Planieren auf einen mit Leinwand 
bespannten Keilrahmen befestigen konnte; den um fünf 
Zentimeter umgebogenen oberen Bildrand hat man dabei 
wieder aufgedeckt. Dadurch konnte das kompositorische 
Gleichgewicht der Bildfläche wieder hergestellt werden. 
Nach dem Abnehmen des opaken Firnisses erschien auch 
die für die Künstlerin kennzeichnende leicht transparente, 
lockere Malweise, die im Gegensatz zur weit körperhafteren 
Malerei ihres Vorbildes Guido Reni steht. 
Die «Sempacher Schlachtkapelle» von Robert Zünd 
kam wegen einer Routinearbeit ins Atelier; ein alter Riss 
hatte sich geöffnet und kleine Retouchen waren zu verbes- 
sern. Die Farbschicht zeigte wohl gewisse Spuren einer zu 
starken Reinigung, dennoch konnte man sich die unbefrie- 
digende Erscheinung dieses Werkes nicht erklären, vor 
allem das Fehlen einer atmosphärischen Perspektive und 
das Ungleichgewicht in den Grössenverhältnissen der 
Figuren, den Hecken und der Kapelle. Auch die graue 
Tonigkeit des gesamten Mittelgrundes wollte mit der inten- 
siven Besonnung der Kornernteszene nicht überein- 
stimmen. Bei der Untersuchung der Oberfläche fand man 
dann einige Reste der originalen Lasur. Damit war der 
Nachweis erbracht, dass bei einer früheren Restaurierung 
die gelbtonigen, grossflächig angelegten Lasuren wegge- 
putzt wurden. Da sich die Aufgabe des Restaurators norma- 
ierweise darauf beschränkt, fehlende Teile punktuell zu 
überbrücken, zögerten wir, die fehlende Lasur über grosse 
Partien des Gemäldes hinweg zu erneuern. Denn ein 
solches Ergänzen kommt einer grossflächigen Übermalung 
gleich. Nachdem wir uns überzeugen konnten, durch eine 
solche Übermalung die atmosphärische Perspektive und 
die richtigen Grössenverhältnisse annähernd wieder zu 
gewinnen, haben wir diesen Schritt schliesslich gewagt. 
Heute ist die künstlerische Wirkung des Bildes weitgehend 
wieder nachvollziehbar. 
Ein befriedigendes Resultat konnte bei Camille Pissarro 
«Bords de Poise» erreicht werden. Es stellt sich dabei 
heraus, wie sehr ein an sich nur wenig verbräunter Firnis 
das Spiel zwischen den hellgrünen und hellen blaugrauen
	        
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