Volltext: Jahresbericht 1993 (1993)

AUSSTELLUNGEN 
Aus den Schatzkammern Eurasiens 
Die Ausstellung «Aus den Schatzkammern Eurasiens» ver- 
einigte rund 170 antike Meisterwerke aus den Museen 
mehrerer Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Die 
unglaublich dichte Reihe von Spitzenwerken der antiken 
Kleinkunst wurde durch den Genfer Sammler George 
Ortiz zusammengestellt, der seine eigene hochbedeutende 
Antikensammlung der Staatlichen Hermitage in St. Peters- 
burg und dem Puschkin-Museum in Moskau zur Ausstel- 
lung zur Verfügung stellte. Im Zentrum der Ausstellung 
stand der Kulturraum rund um das Schwarze Meer, mit 
andern Worten, das Zusammentreffen der griechischen 
Kunst mit derjenigen der eurasischen Steppenvölker, insbe- 
sondere der Skyten. Noch nie war in einer Ausstellung in 
Europa das Skytengold so repräsentativ zu sehen wie in 
dieser Ausstellung. Neben diesen weltbekannten Gold- 
schmiedearbeiten wurden auch weniger bekannte, jedoch 
nicht minder bedeutende Kulturen vorgestellt: besondere 
Beachtung fanden die erst kürzlich gefundenen goldenen, 
reich mit Steinen besetzten Grabbeigaben sarmatischer 
Provenienz. 
Es war das Ziel der Ausstellung, sämtliche Exponate als 
Kunstwerke von höchstem Rang und nicht als archäo- 
logische Belegstücke für die jeweilige Kultur zu präsen- 
tieren. Das weitgespannte Konzept, das eine Vielzahl von 
Kulturen umfasste, stellte an die Vorstellungskraft des 
Publikums recht hohe Anforderungen, weshalb der Ausstel- 
lung vielleicht ein durchschlagender Erfolg versagt wurde. 
Eines lebhafteren Zuspruches erfreute sich die Veranstal- 
tung in Japan, wo sie vom Museum Kyoto übernommen 
wurde. 
AR 
Die Nabis - Propheten der Moderne 
Nachdem diese internationale Künstlergruppe aus dem 
Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts vor genau dreissig 
Jahren zum letzten Mal ausgestellt worden war, hatte sich 
unsere 284 Exponate umfassende Präsentation zum Ziel] 
gesetzt, die Konturen dieses schwer fassbaren Freund- 
schaftsbundes anhand sorgfältig ausgewählter Werke inner- 
halb seiner vielfältigen Tätigkeitsbereiche deutlicher her- 
auszuschälen. Ermöglicht wurde das unter anderem durch 
zahlreiche Leihgaben aus Privatbesitz, die noch nie oder 
selten gezeigt worden sind. Eine Entdeckung war beispiels- 
weise das grösstenteils unbekannte und zum ersten Mal in 
einem solchen Umfang präsentierte Frühwerk von 
K.-X. Roussel, überraschend ebenfalls das malerische Früh- 
werk Maillols. Der Ungar Rippl-Rönai, der noch nie mit 
einer so umfangreichen Werkgruppe im Zusammenhang 
mit den Nabis vorgestellt worden war, wies auf die interna- 
tionalen Verflechtungen der Gruppe hin. Desgleichen der 
Schweizer Vallotton, von dem wir einige Werke zeigen 
konnten, die man in den letzten Ausstellungen nicht 
gesehen hat, beispielsweise das bedeutende Triptychon «Le 
Bon March€» von 1898. Auch bei Bonnard und Vuillard, 
auf denen als den beiden wichtigsten Künstlern das 
Schwergewicht unserer Ausstellung lag, gab es zahlreiche 
Entdeckungen zu machen. 
Für die Nabis-Künstler war das Leben im modernen 
Paris zu einem der wichtigsten Themen geworden. Es 
gelang ihnen in anderer Weise als den Impressionisten, den 
vibrierenden Rhythmus der sich rasant verändernden 
Grossstadt in ausschnitthaften Momentaufnahmen einzu- 
fangen. Ihre intimen Interieurs dagegen sind erfüllt von 
einer geheimnishaften Atmosphäre, in der — ganz ım Sinne 
des Symbolismus — Dinge evoziert werden, um einen seeli- 
schen Zustand aufzuspüren. In Anbetracht dessen, dass 
zwischen dem Fin de siecle und unserem Jahrhundertende 
manche Parallelen bestehen, gewannen die Künstler eine 
erstaunliche Aktualität. Nach Themen gegliedert, führte 
die Ausstellung auch vor Augen, dass die Nabis neben den 
intimen Staffeleibildern grossformatige Innenraumdekora- 
tionen für den Zusammenhang mit einer Architektur 
gemalt hatten. In diese Vorstellungen eines «Gesamtkunst- 
werks» gehörten ebenfalls ihre Werke der angewandten
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.