Volltext: Jahresbericht 1993 (1993)

Kunst, wie Paravents, Wandteppiche, Möbel, Keramik, 
Tapeten, Glasfenster und Fächer, mit denen sie zur Erneue- 
rung des Kunsthandwerks am Ende des 19. Jahrhunderts 
beitrugen. Neue kreative Möglichkeiten erschlossen sie 
sich auch durch ihr Engagement für das avantgardistische 
Theater, für das sie Bühnenbilder, Kostümentwürfe und 
Theaterprogramme schufen. Mit ihren Farblithographien, 
insbesondere mit den berühmten, von Ambroise Vollard 
herausgegebenen Graphikfolgen und ihren neuartigen 
Buchillustrationen, hatten sie ausserdem entscheidenden 
Anteil an der gleichzeitigen Erneuerung der Original- 
graphik. 
Im Rahmen der internationalen Juni-Festwochen, die 
dem Thema «Japan» gewidmet waren, machten wir in 
einem Einführungsteil der Ausstellung auf die Begegnung 
der Nabis mit dem japanischen Holzschnitt aufmerksam. 
Dabei wurden hauptsächlich Holzschnitte vorgestellt, die 
die Maler seinerzeit selbst gesammelt haben und die zum 
Teil erst vor kurzem entdeckt worden sind. Angeregt durch 
die Entdeckung der japanischen Holzschnitte sowie der 
Werke Gauguins und seiner Freunde strebten die Nabis in 
Reaktion auf die verbrauchten akademischen Traditionen 
nach einer Erneuerung der Kunst. In der Zeit von 1889 bis 
1900 haben sie mit ihren neuen Ausdrucksmitteln wichtige 
Impulse an das 20. Jahrhundert gegeben. 
Die Ausstellung und der umfangreiche wissenschaft- 
liche Katalog, der in einer Auflage von 27 000 Exemplaren 
(einschliesslich der französischen Ausgabe) beim Prestel- 
Verlag herauskam, stiessen auf ein ausserordentlich posi- 
tives und reichhaltiges Presseecho, vor allem auch, 
nachdem die Ausstellung, die wir in Zusammenarbeit mit 
dem Mus&e d’Orsay organisiert hatten, im Grand Palais in 
Paris eröffnet worden war. Zu dem in Paris veranstalteten 
Kolloquium waren ausser den Katalogbearbeitern zahl- 
reiche internationale Nabis-Spezialisten erschienen, um 
über den Stand der Forschung zu diskutieren. UP 
Wilfrid Moser 
Für die wenigen wirklichen Kenner dieses für die Nach- 
kriegskunst so wichtigen Werks war die Ausstellung eine 
Bestätigung, für einen weiteren Kreis von Kunstfreunden 
eher eine Überraschung, wenn nicht Offenbarung, das 
grosse Publikum indessen blieb (fast erwartungsgemäss) 
aus. Ist die Bildsprache des abstrakten Expressionismus 
noch immer hermetisch, verschlossen, schwer zugänglich? 
Auch eine didaktisch angelegte Einleitung mit kommen- 
tierten Werkbeispielen aller Stilphasen und Techniken 
konnte offenbar das Verständnis für den Übergang von der 
Figuration zur Abstraktion wenig vertiefen. Dabei war 
gerade das Frühwerk 1946-1952 erstmalig so ausgebreitet, 
dass die immerwiederkehrenden Motive und Themen so 
deutlich in Erscheinung traten, dass ihren Spuren über alle 
Jahrzehnte hinweg immer wieder begegnet werden konnte. 
Neu und deutlich kam ebenso zum Ausdruck, dass es 
neben dem Stadt- und Steinmaler Moser ebensosehr den 
an der Existenz des modernen Grossstadt-Menschen 
anteilnehmenden Künstler gibt, der etwa die Motivkreise 
des Conciergen, der Boucherie und des Hotels zu einer 
zentralen Bildmetapher zu verbinden verstand. Gleichsam 
in der «Unterwelt», in den «wilden» Metro-Bildern der 
sechziger Jahre, klingen Themen wie Getriebenheit und 
Tod an. 
An diese mit Plakatfetzen collagierten Bilder, welche die 
eindrückliche Schlusswand der Ausstellung bildeten, 
schloss sich neben einem Raum mit Holzschnitten als pars 
pro toto eine knappe Auswahl von Reliefs und kleineren 
Skulpturen an, um die «Eroberung des Aussenraumes» von 
19681975 als «Malerei mit anderen Mitteln» anzudeuten. 
Die Zäsur von Mosers Rückkehr zur Figuration im fol- 
genden Jahrzehnt, die bestimmt auch mit seinen häuft- 
geren Aufenthalten im Tessin zu tun hat, war so deutlich zu 
erkennen, dass sie vielen Besuchern nach wie vor rätselhaft 
vorkam, andererseits erschien sie als neuerliches gegen- 
standsnahes Vorspiel zum eigentlichen Spätwerk, in dem 
Moser auf alle Möglichkeiten seiner Kunst zurückgreift. 
Sein kunsthistorisch bedeutsamer Beitrag zum Tachismus 
geriet so angesichts der Vitalität dieses Malerlebens fast ein 
bisschen in den Hintergrund. Dieses Schaffen vermittelte 
sehr lebendig ein vom Verein für Künstlervideo erstellter, 
40minütiger Film. Der Ausstellungskatalog vereinigt 
erstmals eine grosse Anzahl farbig reproduzierter Werke 
und ist so ein seit langem fälliger Beitrag zur Schweizer 
Kunstgeschichte. GM
	        
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