Volltext: Jahresbericht 1993 (1993)

SAMMLUNG 
Das Berichtsjahr wird man als ruhiges bezeichnen dürfen. 
Nachdem im Vorjahr die behutsame Adaptation des Erwei- 
terungsbaues an gegenwärtige Ansprüche für die Präsenta- 
tion moderner Kunst mit der neuen Einrichtung der 
Alberto-Giacometti-Stiftung zu einem vorläufigen Ab- 
schluss gekommen war, drängten sich grössere Bewe- 
zungen nicht nur nicht auf, sondern sie sind nachgerade 
kaum mehr möglich. Konnte 1989 noch auf kleine variable 
Flächen hingewiesen werden, auf denen im Wechsel ausge- 
wählte Gruppen neuerer Schweizer Kunst gezeigt wurden, 
so führte die so erfolgreiche Sammlungstätigkeit — vor 
allem im Bereich der aktuellen deutschen und amerikani- 
schen Kunst — zu einem restlosen Ausschöpfen der räumli- 
chen Möglichkeiten mit Beständen, deren künstlerischer 
Rang und Bedeutung im Sammlungsganzen eine ständige 
Präsenz verlangen. Die Forderung nach einer Erweiterung 
wird somit immer dringender; neben der bereits genannten 
Schweizer Kunst gibt es weitere Schwerpunkte hoher Qua- 
lität, wie die mittelalterlichen Gemälde und Skulpturen, die 
ganz zu Unrecht ins Depot verbannt werden müssen. Dies 
gilt auch für die Kunst der europäischen Nachkriegszeit, 
wie man sich gegenwärtig in dem sonst von Beuys’ «Olive- 
stone» belegten Raum überzeugen kann. Als weitere Folge 
dieser Platznot müssen immer öfter für Führungen und 
Arbeitsgruppen Werke provisorisch in die Schauräume 
gebracht werden, was nicht nur arbeitsintensiv und ästhe- 
tisch unbefriedigend, sondern auch der Erhaltung und 
Sicherheit eher abträglich ist. Ebenso kann der Beanspru- 
chung von Sammlungsräumen für Ausstellungen — dieses 
Jahr auf Wunsch des Künstlers Thomas Huber besonders 
wirkungsvoll im Füssli-Saal und vier angrenzenden 
Räumen — kaum mehr mit gutem Gewissen zugestimmt 
werden. Dafür wurde im Graphischen Kabinett und dem 
anschliessenden Teil des Grossen Ausstellungssaal seit 
langem wieder einmal ein Einblick in das künstlerische 
Wirken der Gründergeneration der Künstlergesellschaft 
gegeben. 
Noch dringender als die Erweiterung ist allerdings die 
Fortführung der Renovation des Altbaus, die 1991 ins 
Stocken geraten ist. Solange diese nicht abgeschlossen ist, 
bleiben die Klima- und Lichtverhältnisse, besonders im 
ersten Obergeschoss, völlig ungenügend. Die für 1994 
bewilligten Kredite betreffen zum Teil baupolizeiliche 
Pflichtübungen von geringerer Dringlichkeit als die seit 
1983 geplanten Arbeiten, die die erste Renovation des 1910 
errichteten Gebäudes bilden sollen. 
Unter den Neuzugängen sind an erster Stelle die beiden 
Gemälde zu nennen, die Frau Betty Koetser der Betty und 
David M. Koetser-Stiftung vermachte. Das hervorragende 
Stilleben mit vergoldeter Halsuhr von Pieter Claesz hängt seit 
vielen Jahren im Kunsthaus und erfreut sich dank seiner 
ungewöhnlichen Strenge gerade in Zürich besonderer 
Beliebtheit. Ein weiteres Stilleben von Jan Davidsz de 
Heem, das neben den beiden seit 1986 resp. 1992 der Stif- 
tung gehörenden Bildern dieses Malers etwas blass wirkte, 
wurde den Bestimmungen der Stiftung entsprechend im 
Januar 1994 mit Hilfe von Herrn David Henry Koetser, der 
die Galerie seines Onkels weiterführt, gegen Bellottos Die 
Ruinen der Kreuzkirche in Dresden eingetauscht, die eine ausser- 
ordentliche Bereicherung der hervorragenden Sammlung 
von Herrn und Frau Koetser bedeutet; die ungewöhnliche 
Vedute soll im nächsten Jahresbericht näher gewürdigt 
werden. 
Das Schicksal fügte es, dass 1993 die Sammlung 
Thyssen-Bornemisza in den Besitz des spanischen Staates
	        
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