Volltext: Jahresbericht 1994 (1994)

VORWORT DES PRÄSIDENTEN 
Liebe Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft 
Sehr geehrte Damen und Herren 
Die herausragenden Ereignisse des Jahres betreffen die 
Sammlung. Mit der definitiven Sicherung für das Kunst- 
haus der grossartigen «2000 Sculpture» von Walter De 
Maria verfügt unser Haus nunmehr über eines der wohl 
wichtigsten Werke aus dem Umfeld der Minimal Art. Da 
diese Kunstrichtung - in Basel und Schaffhausen seit Jah- 
ren mit Nachdruck gefördert - in unserem Haus aus 
Gründen der diesbezüglichen geographischen Nähe und 
in der Absicht, Doppelspurigkeiten zu vermeiden, bislang 
nur sehr zurückhaltend gesammelt worden ist, kommt der 
Tatsache grösste Bedeutung zu, dass diese monumentale 
Skulptur nun dauernd für den Ort, dessen Dimensionen 
ihre formale Gestaltung mitbestimmt haben, zur Verfü- 
gung steht. Das strahlende und lichtreflektierende Weiss 
der 2000 Einzelteile von Walter De Marias Bodenplastik 
hat den grossen Ausstellungssaal des Kunsthauses im 
wörtlichen wie übertragenen Sinn in eine zuvor nicht 
gekannte, puristische Helligkeit getaucht. 
Der Zufall will es, dass die zweite Werkgruppe, die dem 
Berichtsjahr langfristige Bedeutung verleiht und die sich 
mit dem Namen von Cy Twombly verbindet, ebenfalls 
aus der Grundfarbe Weiss entwickelt ist. Jedoch anders als 
im Falle von Walter De Maria, dessen Monumentalskulp- 
tur gleichsam eine neue Stilrichtung in die Sammlungs- 
bestände einbindet, setzen die neu hinzugekommenen 
Bilder und Skulpturen von Cy Twombly zwei Traditionen 
fort, die im Kunsthaus seit Jahrzehnten gepflegt worden 
sind: die Bilder - der mehrteilige Bildzyklus «Goethe in 
Italy», die gewichtigste Neuerwerbung seit dem damals 
vieldiskutierten Ankauf von Baselitz’ «Nachtessen in 
Dresden» - führen in durchaus heutiger Umsetzung jene 
malerischen Erfahrungen in die Gegenwart weiter, die zu 
Beginn des 20. Jahrhunderts in den Seerosenbildern von 
Claude Monet einen der beglückendsten Höhepunkte 
erreicht haben. Dass in der Kunsthaus-Sammlung nun- 
mehr die malerische Stringenz der in künstlerischer Hin- 
sicht wohl weltweit schönsten und am besten erhaltenen 
Seerosenbilder von Monet mit der vergleichbaren zeit- 
genössischen Interpretation von Cy Twombly in Bezie- 
hung tritt, muss als ausgesprochener, die Wahrneh- 
mungsfähigkeit unserer Besucher anregender Glücksfall 
gewertet werden. Und die Skulpturen? Die neun Ori- 
ginalplastiken von Twombly - eines der grosszügigsten 
Geschenke, die das Kunsthaus je von einem Künstler hat 
entgegennehmen dürfen - hat dieser nicht zufällig Zürich 
anvertraut: ihn lockten, neben andern Beweggründen die 
Nähe zu Alberto Giacomettis frühen surrealistischen Pla- 
stiken, in deren unmittelbarer Nachbarschaft seine Schen- 
kung zu studieren ist, die dadurch zusätzlich an Bedeu- 
tung gewinnt, dass er nie Originale dem Handel hat 
zukommen lassen. 
Dass neben den Werken von Walter De Maria und Cy 
Iwombly noch weiterer hochwillkommener Zuwachs 
durch Schenkungen in der Sammlung zu verzeichnen ist, 
erfüllt uns mit grosser Dankbarkeit. Es liegt uns daran, an 
dieser Stelle allen, die im Berichtsjahr in besonders gross- 
zügiger Weise mitgeholfen haben, unserer Sammlung 
neue Dimensionen zu erschliessen, unseren verbindli- 
chen Dank auszusprechen. 
Die Ausstellungstätigkeit verlief in gewohntem Rah- 
men auf hohem Niveau. Erstaunlich und entsprechend 
erfreulich war insbesondere der Publikumserfolg der 
Beuys-Ausstellung zu Jahresbeginn, aber auch die nach-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.