und unverwechselbaren Synthese zu verbinden vermag.
Dass dieser Integrationsprozess zu Resultaten führen
sann, die in stilistischer Hinsicht in verschiedene Rich-
‘ungen zielen können, ist in der Literatur über den Künst-
ier wiederholt vermerkt und auch kritisiert worden! — zu
betonen ist allerdings auch, dass die Bilder Amiets stets
die Handschrift ihres Autors erkennen lassen.
Es ist anzunehmen, dass sich Amiet sehr wohl bewusst
war, wie wichtig es für seine künstlerische Entwicklung
war, die Abwendung von Hodler und seine kühnen Expe-
rimente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Als er
‚905 eingeladen wurde, im Künstlerhaus in Zürich, dem
an der Börsenstrasse gelegenen Vorläufer des Kunst-
hauses, eine grössere Werkgruppe auszustellen (ca. 40 Bil-
der), zeigte er mit Bedacht ältere Bilder aus der Zeit des
Aufenthaltes in Pont-Aven und Werke der jüngsten Pro-
duktion, darunter selbstverständlich auch die «Sonnen-
flecken»; Bilder der Auseinandersetzung mit Hodler
blieben weitestgehend ausgeklammert. Diese Ausstellung
wurde anschliessend in der Galerie Richter in Dresden
gezeigt, wo der Erfolg in Anbetracht der avantgardisti-
schen Kühnheit der ausgestellten Werke gering war — aber
sine Gruppe von Künstlern, insbesondere Kirchner,
Heckel und Schmidt-Rottluff, zeigte sich aufs tiefste
beeindruckt und schloss sich wenige Tage nach der infol-
ge «Erfolglosigkeit» vorzeitigen Schliessung der Ausstel-
lung zur «Künstlergemeinschaft Brücke» offiziell zusam-
men, Dass Amiet in der Folge eingeladen wurde, dieser
Vereinigung beizutreten, erstaunt keineswegs; er blieb ein
aktives Mitglied der «Brücke» bis zu deren Auflösung im
Jahre 1913. Amiet hat somit nicht nur den Schweizer
Künstlern französische Farbkultur zugänglich gemacht,
sondern diese auch in nicht zu unterschätzendem Masse
n den deutschen Expressionismus einfliessen lassen.
Diese Zusammenhänge müssen immer wieder von
neuem in Erinnerung gerufen werden, denn der
Nachruhm des Künstlers wird durch eine Reihe widriger
Jmstände beeinträchtigt. Es war nicht nur, wie George
Mauner vermutet, das unbefriedigende Resultat der
Kunsthaus-Loggia, das Amiets internationalen Ruf
schmälerte; 1931 ereignete sich eine eigentliche Katastro-
phe. Anlässlich des Brandes des Münchner Glaspalastes,
ın dem eine Amiet-Ausstellung stattfand, wurden 50 sei-
ner wichtigsten Bilder zerstört, vor allem das bahnbre-
chende Frühwerk wurde empfindlich dezimiert. Auch das
Kunsthaus verlor sein bedeutendstes Gemälde von Amiet:
die grossformatige Komposition «Bretonische Wäscherin-
nen»" von 1893, die anlässlich der Vollendung des «Jung-
brunnens» 1917 erworben worden war. Der Verlust der Bil-
der löste beim damals bereits 63jährigen Künstler
erneuten Schaffensdrang aus. So entstand ein zahlenmäs-
sig überreiches Spätwerk, dem die Frische der frühen
Phasen weitgehend abgeht: zahlreich sind die Routine-
bilder, die die Oschwand verlassen und fortan das Bild
des Künstlers in der breiten Öffentlichkeit geprägt haben -
auch das Kunsthaus verzeichnet in seinen Depots über
20 Bilder, deren Ausstellung den Ruf des Künstlers nicht
fördern würde... Immerhin finden sich in der Schau-
sammlung einige hervorragende Frühwerke; besonders
erfreulich ist, dass es 1978 der Vereinigung Zürcher Kunst-
freunde gelungen ist, die zauberhafte «Liegende Bretonin»
von 1893? — ursprünglich das Hochzeitsgeschenk an den
Jugendfreund Giovanni Giacometti - zu erwerben und
damit diese für die Entwicklung der Malerei in der
Schweiz so folgenreiche Schlüsselphase wieder sichtbar
werden zu lassen.
Aber nicht nur mit der ständigen Präsenz in der Schau-
sammlung, sondern auch in temporären Ausstellungen
hat das Kunsthaus dazu beigetragen, an die heroischen
Entwicklungsstufen in Amiets Schaffen zu erinnern. Die
Ausstellung «Pont-Aven, Gauguin und sein Kreis in der
Bretagne» vereinigte 1966 sämtliche damals greifbaren
Zeugnisse aus der bretonischen Zeit (15 Bilder, 12 Arbei-
ten auf Papier). Und die 1979 gezeigte Ausstellung «Cuno
Amiet und die Maler der Brücke» dokumentierte die 1904
einsetzende Aufbruchstimmung. «Sonnenflecken» hat
sich seinerzeit dem Schreibenden in unvergesslicher Art
und Weise eingeprägt - um so grösser ist dessen Freude
heute, dass nach der «Liegenden Bretonin» auch dieses
Bild von der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde hat
erworben werden können. Welch ein Glücksfall, dass es,
weil als zu fragil® erachtet, 1931 nicht in München ausge-
stellt worden ist! Und welch ein Glücksfall, dass es nicht
nur die Amiet-Gruppe im Kunsthaus strahlend domi-
niert, sondern auch im Sammlungsganzen zu überra-
schenden Einsichten beiträgt; welch anregende Zwiespra-