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Saal folgten die typologischen Bezüge: die thronen-
de Frau, der gehende Mann, die Sitzfigur. Der letzte
Raum bra chte die Begegnung der späten Büsten mit
weiteren ägyptischen Meisterwerken wie den Köpfen
der Nofretete und dem «Grünen Kopf», die die trans-
zendente, verewigende Dimension beider Kunstsphä-
ren in unabweislicher Intensität aufleuchten liess.
Der Mittelbereich aber war den gezeichneten Kopi en
gewidmet, begleitet von weiteren Vorbildern; in ihrer
Mitte stand als Kultbild der «Chariot». – Die Reakti-
on des Publikums war einhellig: ergri ffen von der
unfassbaren Qualität der ägyptischen Skulpturen und
fasziniert von der Selbstverständlichkeit der inneren
Verwandtschaft jener uralten Werke mit den spätzeit-
lich en Figuren Giacomettis. – Ausstellung und Katalog
wurden von der Hans Imholz-Stiftung, der Truus und
Gerrit van Riemsdijk Stiftung, der AAM Privatbank und
der Ars Rhenia Stiftung unterstützt. ChK
DieterRoth–Blickeinein Universum
Das Kunsthaus Zürich besitzt heute fast das gesamte
grafische Œuvre von Dieter Roth. Für die Accrocha-
gemitArbeitenausderSammlungwurdederFokus
auf eine wenig bekannte Serie von fünf Offsetdrucken
gelegt, die der Künstler 1977 im Auftrag der Mobili-
ar Versicherungsgesellschaft in Bern als Beitrag zur
«Kunstmappe Schweizerische Mobiliar» entwickelt
hatte. Erstmals wurden nun diese Blätter zusammen
mit den 17 Handzeichnungen auf halbtransparenten
Mattfilmfolien und den 46 teils beidseitig bedruckten
Zustandsdrucken gezeigt, die alle vor und während
der Entstehung der Edition geschaffen wurden. Dieses
2004 für die Sammlung angekaufte, umfassende Mate-
rial ermöglicht einen exemplarischen Einblick in Dieter
Roths Arbeits- und Visualisierungsprozesse und lässt
erahnen, wie er Bildwelten entstehen lässt. Anlässlich
eines Ausstellungsgesprächs mit Dr. Dirk Dobke, Tho-
mi Wolfensberger und Theodor Zbinden konnten die
visuellen Eindrücke um wichtige kunsthistorische und
drucktechnische Informationen erweitert werden. LM
telnden Texte n und Zita ten vorbehalten. Die Werke
aus den nicht mehr als zehn Schaffensjahren Seurats
w urden in der Chro nol ogie ihrer Entstehung und nach
Themengruppen geordnet, sodass ein Übe rblick über
das z eichne rische und malerische Gesamtschaffen
mö glich w urde. Die Präsentation ku lmin ierte in der
ein wenig überhöhenden Inszenierung des grossfor-
matigen Hauptwerks «Cirque », das aus dem Musée
d’Orsay ausgeliehen we rden konnte. Se urat gehört
nicht zu den bekanntesten Vertretern seiner Gene-
ra tion trotz seiner ausserordentlichen Wirku ng auf
die Kunstgeschichte; vielleicht erreichte die Ausstel-
lung auch deshalb erst gegen ihr Ende die erwarte-
ten Besucherzahlen. Gleichwohl hatte sie ein überaus
positives Echo in der Presse und erre gte in terna tio-
nale Aufmerksamkeit. – Die Ausstellung hatte an der
Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main eine l eicht
veränderte zw eite Station. Sie wurde un ters tützt von
Credit Suisse, Partner des Kunsthaus Zürich. ChB
AUSSTELLUNGEN IM KABINETT
Giacometti, der Ägypter
Die Begegnung über Jahrtausende entstand im Dialog
mit Dietrich Wildung, dem Direktor des Ägyptischen
Museums in Berlin. Während sich dort einzelne Werke
Giacomettis den ägyptischen Skulpturen in der gross-
räumigen, typologisch strukturierten Schausammlung
wie ihresgleichen zugesellten, beschränkte sich die
Zürcher Präsentation auf streng korrespondierende
Gegenüberstellungen, begleitet von den entsprechen-
den gezeichneten Kopien. Den Auftakt bildeten die
ägyptisierenden Stilisierungen in Selbstbildnissen:
dasjenige von 1921 neben dem berühmten Kopf Ech-
natons und der um 1935 in Zeichnungen rezipierte
«Schreiber». Im zweiten Saal stand dem monumen-
talen Würfelhocker des Senenmut der «Cube» gegen-
über, begleitet vom «Cage», der die gleiche Formidee im reifen Stil ausformuliert. Im dritten Seitenlicht-