Volltext: Jahresbericht 2009 (2009)

20 
Saal folgten die typologischen Bezüge: die thronen- 
de Frau, der gehende Mann, die Sitzfigur. Der letzte 
Raum bra chte die Begegnung der späten Büsten mit 
weiteren ägyptischen Meisterwerken wie den Köpfen 
der Nofretete und dem «Grünen Kopf», die die trans- 
zendente, verewigende Dimension beider Kunstsphä- 
ren in unabweislicher Intensität aufleuchten liess. 
Der Mittelbereich aber war den gezeichneten Kopi en 
gewidmet, begleitet von weiteren Vorbildern; in ihrer 
Mitte stand als Kultbild der «Chariot». – Die Reakti- 
on des Publikums war einhellig: ergri ffen von der 
unfassbaren Qualität der ägyptischen Skulpturen und 
fasziniert von der Selbstverständlichkeit der inneren 
Verwandtschaft jener uralten Werke mit den spätzeit- 
lich en Figuren Giacomettis. – Ausstellung und Katalog 
wurden von der Hans Imholz-Stiftung, der Truus und 
Gerrit van Riemsdijk Stiftung, der AAM Privatbank und 
der Ars Rhenia Stiftung unterstützt. ChK 
DieterRoth–Blickeinein Universum 
Das Kunsthaus Zürich besitzt heute fast das gesamte 
grafische Œuvre von Dieter Roth. Für die Accrocha- 
gemitArbeitenausderSammlungwurdederFokus 
auf eine wenig bekannte Serie von fünf Offsetdrucken 
gelegt, die der Künstler 1977 im Auftrag der Mobili- 
ar Versicherungsgesellschaft in Bern als Beitrag zur 
«Kunstmappe Schweizerische Mobiliar» entwickelt 
hatte. Erstmals wurden nun diese Blätter zusammen 
mit den 17 Handzeichnungen auf halbtransparenten 
Mattfilmfolien und den 46 teils beidseitig bedruckten 
Zustandsdrucken gezeigt, die alle vor und während 
der Entstehung der Edition geschaffen wurden. Dieses 
2004 für die Sammlung angekaufte, umfassende Mate- 
rial ermöglicht einen exemplarischen Einblick in Dieter 
Roths Arbeits- und Visualisierungsprozesse und lässt 
erahnen, wie er Bildwelten entstehen lässt. Anlässlich 
eines Ausstellungsgesprächs mit Dr. Dirk Dobke, Tho- 
mi Wolfensberger und Theodor Zbinden konnten die 
visuellen Eindrücke um wichtige kunsthistorische und 
drucktechnische Informationen erweitert werden. LM 
telnden Texte n und Zita ten vorbehalten. Die Werke 
aus den nicht mehr als zehn Schaffensjahren Seurats 
w urden in der Chro nol ogie ihrer Entstehung und nach 
Themengruppen geordnet, sodass ein Übe rblick über 
das z eichne rische und malerische Gesamtschaffen 
mö glich w urde. Die Präsentation ku lmin ierte in der 
ein wenig überhöhenden Inszenierung des grossfor- 
matigen Hauptwerks «Cirque », das aus dem Musée 
d’Orsay ausgeliehen we rden konnte. Se urat gehört 
nicht zu den bekanntesten Vertretern seiner Gene- 
ra tion trotz seiner ausserordentlichen Wirku ng auf 
die Kunstgeschichte; vielleicht erreichte die Ausstel- 
lung auch deshalb erst gegen ihr Ende die erwarte- 
ten Besucherzahlen. Gleichwohl hatte sie ein überaus 
positives Echo in der Presse und erre gte in terna tio- 
nale Aufmerksamkeit. – Die Ausstellung hatte an der 
Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main eine l eicht 
veränderte zw eite Station. Sie wurde un ters tützt von 
Credit Suisse, Partner des Kunsthaus Zürich. ChB 
AUSSTELLUNGEN IM KABINETT 
Giacometti, der Ägypter 
Die Begegnung über Jahrtausende entstand im Dialog 
mit Dietrich Wildung, dem Direktor des Ägyptischen 
Museums in Berlin. Während sich dort einzelne Werke 
Giacomettis den ägyptischen Skulpturen in der gross- 
räumigen, typologisch strukturierten Schausammlung 
wie ihresgleichen zugesellten, beschränkte sich die 
Zürcher Präsentation auf streng korrespondierende 
Gegenüberstellungen, begleitet von den entsprechen- 
den gezeichneten Kopien. Den Auftakt bildeten die 
ägyptisierenden Stilisierungen in Selbstbildnissen: 
dasjenige von 1921 neben dem berühmten Kopf Ech- 
natons und der um 1935 in Zeichnungen rezipierte 
«Schreiber». Im zweiten Saal stand dem monumen- 
talen Würfelhocker des Senenmut der «Cube» gegen- 
über, begleitet vom «Cage», der die gleiche Formidee im reifen Stil ausformuliert. Im dritten Seitenlicht-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.