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Den zweiten Raum dominierte das expressive
Gemälde «Herbstmeer XI» (1910). Autonom wirken-
de, leuchtend farbige, pastose Pinselzüge evozieren
in diesem nahezu abstrakten Bild Meer und Himmel.
Prominent an der Stirnwand platziert, stand es im Dia-
log mit motivisch vergleichbaren, ebenfalls zu Unge-
genständlichkeit tendierenden Werken aus der Kunst-
haus-Sammlung von Noldes Zeitgenossen Mu nch,
Hodler, Monet, Ensor u. a.
Im letzten Teil führt e eine Gru ppe von ausdrucks-
starken Blüten- und Landschaftsaquarellen, umrahmt
von zwei Gemälden, dem «Blumengarten» ( 1908) und
den «Begonien» (192 9), die emotionale Qualität der
Farbe in Noldes reifem Œuvre vor Augen.
Die «Bilderwahl» wurde auch dieses Jahr von
Albers & Co. unterstützt. LC
AUSSTELLUNGEN IN DER SAMMLUNG
Mark Manders. The Absence of Mark Manders
Seit Ende der 1980 er Jahre entwickelt Mark Manders
installativ-skulpturale Arbeiten, die als Fragmente
eines Selbstporträts in Form imaginärer Räume ange-
legt sind. Der 1968 geborene Holländer hat sich mit
Auftritten an wichtigen internationalen Ausstellungen
eine der profiliertesten und eigenständigsten Positi-
onen innerhalb der zeitgenössischen bildhauerischen
Praxis erarbeitet. Das Kunsthaus Z ürich ze igte die
erste Museumsausstellung von Mark Manders in der
Schweiz.
Ausgehend von der bereits 1986 entstandenen,
modellhaft-paradigmatischen Arb eit «Self-Portrait
asaBuilding»ist Manders’ gesamtes Werk als gross
angelegter Versuch zu begreifen, die eigene Exis-
tenz, die eigene biografische Entwicklung in wortlose,
assoziative Erinnerungsräume zu übersetzen. «Self-
Portrait as a Building» ist eine kontinuierlich wach-
sende Arbeit, die allerdings nicht als Selbstporträt im
wörtlichen Sinn konzipiert ist, sondern vielmehr als
Mirc ea Cantor. Tracking Happiness
Die Arbeit des rumänischen Künstlers Mi rcea Cantor
(*1977) kreist um gesellschaftspolitische und ökono-
mische Fragestellungen. Hierbei gelingt es ihm, die
politischen Inhalte in eine poetische und bildstarke
Formensprache umzusetzen – so auch in der Aus-
stellung «Tracking Happiness», der ersten Museums-
Einzelausstellung von Mircea Cantor in der Schweiz.
Sie handelte vom Spurenlegen und -verwischen im
Zeitalter von Computer-Kommunikation und elektro-
nischer Überwachung. Cantor reflektiert darin eine
Gesellschaft, in der zwar immer mehr persönliche
Informationen gespeichert werden, die gleichzeitig
aber kaum dauerhafte Spur en hinterlassen. Diesem
Paradoxon des dauernden Spurenaufzeichnens und
-verwischens spürte der Künstler in dem speziell für
die Ausstellung entstandenen Video «Tracking Hap-
piness» ( 2009) nach. Auch das andere gezeigte Video
«Vertical Attempt» (2 009) produzierte Cantor neu für
diese Ausstellung.
Es wurde ein Künstlerbuch publiziert, das am
11. Oktober im Rahmen einer Podiumsdiskussion
mit anschliessender Signierstunde präsentiert wur-
de. Beide neuen Videoarbeiten und das Künstlerbuch
entstanden in Zusammenarbeit mit dem Städtischen
Museum Abteiberg, Mönchengladbach, wo Mirce a
Cantorvom4.Juli–17.Oktober2010ineinerEinzel-
ausstellung präsentiert wird. – Die Ausstellung wur-
deunterstütztdurchdieDr.GeorgundJosiGug-
genheim-Stiftung. MV
B ilderwahl! – Aufbruch zu neuen Ufer n.
Emil Nold e: Herbstmeer XI, 1910
Die diesjährige «Bilderwahl!» fand im Kabinett des
Erdgeschosses statt. Den Auftakt bildeten 15 Blätter
aus der berühmten Serie von Radierungen mit Szenen
aus dem Hamburger Hafen, stimmungsvoll düstere
Experimente in kühnen Hell-Dunkel-Stilisierungen.
Im Frühjahr 1910 entstanden, bereiten sie die künst-
lerischen Fragestellungen der im folgenden Herbst gemalten Meerbilder vor.