Volltext: XXIX. Kollektiv-Ausstellung

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Zweifeln, Widersprüchen und Schmerzverzerrtheit) nicht in 
unserer Malerei schaffen, sondern dieselbe vielmehr als Gelegen 
heitsgeste betrachten, die zufällig die Schwelle inneren Seins 
überschritt und formal wurde, so wird das Dasein — Tätigkeit. 
Wir wissen ja, wie tief bedeutsam alle Fragezeichen sind, die 
durch nichts gelöst werden sollen. — Aus diesem Zustand 
(Wissen) Resignation schöpfen und dann dem Leben die Momente 
stehlen, in denen es matt läuft, um schnell „eins zu malen“ ist 
die Lügenhaftigkeit Erwerbender. Verlogen sind die, die ihren 
Verstand auf Entdeckungsreisen schicken, und auf ihre eigene 
Skala warten, statt zu riskieren, in einer zu großen Perspektive 
zu verschwinden — Die Komplexheit zu dem Preise des „Sich- 
nichtrührens“ ist die bürgerliche Feigheit der die eingewachsenen 
Konventionen charakterlieb geworden sind, so daß ihnen das 
Greifen nach Negerplastik und Kubismus als kokettes Kunst 
stück erscheint, an denen sie ihre geistigen Urteile des „Immer 
an der Wand entlang-Denkens“ entwickeln können. Sie glauben 
nicht an die Möglichkeit, sich als Maler gedankenvoll zu ent 
scheiden. Der Begriff Entwicklung ist ihnen nicht klar; daß 
jemand nach natürlich Aussehendem zu Konstruiertem kommt, 
ist ihnen nur das Schauspiel von Seelenangst (in Wirklichkeit 
wohl gerade umgekehrt, endliche Befreiung und herrscherliches 
Walten in ungeahntem Stoff). Da ihnen immer die größtmög 
lichste Stützfläche das größtmöglichste Persönlichkeitsbewußtsein 
bedeutet, so begreifen sie nicht, daß gerade die Gestütztheit 
Hemmung sein kann. Die Erfahrung, unangewachsen da zu 
sein, widerspricht ihrem Durcheinanderdasein; während sie ver 
muten, daß die Adoption unmöglicher malerischer Gewaltmaß 
regeln Entwicklung aufhebt, so existiert sie erst seit diesem 
Schritt (tat ihn auch ein anderer schon früher) und dem schwie 
rigen Menschen entlockt die unirdische Situation seinen Sinn. 
Hans Richter, 
z. Z. Berlin.
	        
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