Volltext: Félix Vallotton - 1865-1925

unpolemisch. Nach einer Würdigung der großen Basler Böcklin- 
Ausstellung in der Revue Blanche vom 15. November 1897 ver- 
stummt er, bis in der Kriegszeit sein Gefühl für Recht und Klar- 
heit ihn wieder vor die Schranken zwingt. In der Studie „Artistes, 
Critiques, Amateurs et Marchands“, die er „als Sittenbild der Zeit“ 
in der Bibliothe&que Universelle et Revue Suisse t. LXXXV 1917 
veröffentlicht, schildert er. scheinbar unbeteiligt, die Formen und 
Mittel, deren der großstädtische Kunsthandel im Zeichen der mer- 
kantil orientierten Gegenwart sich bedient. „Art et Guerre“, erschie- 
nen im Dezember 1917 in Eerits Nouveaux, ist vorerst eine Aus- 
einandersetzung des Künstlers mit seinen Beobachtungen im 
Kriegsgebiet, sodann mit dem in der Abordnung von Künstlern 
an die Front liegenden Auftrag zur Lieferung von Kriegsbil- 
dern. Mit dem ihm eingeborenen Bedürfnis nach Klarheit und 
Wahrheit scheut Vallotton sich nicht, nach eindringlicher Selbst- 
befragung beredt und überzeugend festzustellen, daß der Begriff 
„Krieg“ zu vieles und gewaltiges in sich schließt, als daß es mög- 
lich wäre, ihn optisch anschaulich zu machen, und daß auch 
das Schlachtfeld heute dem Auge zu wenig bietet, als daß auch 
nur aus seiner Wiedergabe eine Vorstellung „Krieg“ erstehen 
könnte: La „guerre“ est un phenomöene strictement interieur, sen- 
sible au dedans, et dont toutes les manifestations apparentes, quel 
qu’en puisse Etre le grandiose ou l’horreur, sont et restent &€piso- 
des, pittoresque ou document. Die „Kräfte“ darzustellen, statt ihrer 
materiellen Auswirkung, hieße der Wahrheit näher kommen, aber 
die Kräfte (sagt Vallotton) haben keine Form und viel weniger 
Farbe. Er denkt immerhin an die Möglichkeit, daß die noch in 
den Anfängen steckenden Theorien des Kubismus (er schreibt im 
Jahre 1917) hier fruchtbar werden könnten. 
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Während die Bücher über Vallotton zeigen, wie seine Gestalt mit 
ihrem Schicksal sich für die verschiedenen Betrachter projiziert, 
und seine bisher genannten eigenen gedruckten und nicht gedruck- 
ten Schriften Einblick gewähren in seine innere Anlage und Aus- 
(V 
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