Volltext: Imitatoren watch step! - Arp 1 (6)

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Merz strebt vom Individuellen zum Universalen durdi kon* 
sequente Beseitigung aller alten Vorurteile, z. B. bezüglich des 
Materials, das an sich gleichgültig für das künstlerische Schaffen 
ist, und bezüglich der Formung, durch Schaffen einer neuen Ordnung 
und durch Auswahl. ‘In jeder Kunstgattung entsprechen Material, 
Mittel und Gesetze einem ganz bestimmten Gestaltungswillen 
einer ganz bestimmten, sich dauernd ändernden Zeit. Kunst lebt 
durch das Leben der Zeit. Wie Zeitschrift G schreibt: »Nur 
keine ewigen Wahrheiten!« Es gibt nur die Wahrheit unserer 
Zeit, wie es die Wahrheiten vergangener Zeiten gab. Die Wahr* 
heit der Zeit finden helfen ist Merz bemüht. Und so gelangt 
Merz zu Bestrebungen gemeinschaftlicher künstlerischer Tätigkeit, 
wie sie z. B. in Holland <Stijl> und Rußland schon teilweise ver* 
wirklicht sind. Das Wort Stil ist abgebraucht, und doch bezeichnet 
es am besten das Streben der Künstler, die für unsere Zeit 
charakteristisch sind. Normalisieren der Mittel und Angleichen 
der Absichten an einen gemeinsamen Gestaltungswillen, das nenne 
ich Stil. Heute ist das Streben zum Stil größer als das 
Streben zur Kunst. Man muß scharf unterscheiden zwischen 
STIL*) und KÜNSTLERISCHER GESTALTUNG. Stil ist 
Ausdruck des gemeinschaftlichen Willens vieler, am besten aller, 
Demokratie des Gestaltungswillens. Da aber die meisten Menschen, 
und sogar auch hier und da einige Künstler, überwiegend Trottel 
sind, und da die Trottel am meisten von ihrer Sache überzeugt 
sind, und da eine Einigung aller nur auf mittlerer Linie geschehen 
kann, so ist Stil meist Kompromiß von Kunst und Nichtkunst, 
von Spiel und Zweck. Die künstlerische Gestaltung kennt den 
Zweck nicht. Das Kunstwerk gestaltet sich nur aus seinen Mitteln. 
Die Mittel der Kunst sind eindeutig. Kunst ist ausschließ* 
lieh Gleichgewicht durch Wertung aller Teile. Nur 
wenn sich die Schaffenden auf diesen Grundsatz einigten, so könnte 
Stil entstehen, der zugleich Kunst ist. Aber es gibt zuviele Trottel. 
Die sehr entwickelte kollektive Kunst der Stijlkünstler in Holland, 
nenne ich nicht Stil, da sie an Umfang nicht allgemein genug ist. 
Allerdings kann von hier aus ein starker Vorstoß zum allgemeinen 
Stil kommen, ich erinnere an den außerordentlichen Einfluß dieser 
Stijlkünstler auf Deutschland, speziell auf das BAUHAUS. 
M C JED "7 die Mitte, will vermitteln, will so viel als 
L- • \ möglich künstlerische Gestaltung hinüberretten 
in den allgemeinen Stil. Nicht den Klub der Idioten, nicht den 
Klub der Genies will Merz, Merz will den Klub aller, den Klub 
der normalen Menschen zur Normalisierung der Katarrhe.
	        
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