Volltext: Imitatoren watch step! - Arp 1 (6)

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Nun wird der Imitator frech behaupten, er sähe alles von einer 
hohen Warte aus, weil er selbst nicht seelisch beteiligt wäre an 
seiner Arbeit, deshalb wäre gerade ER wichtiger als der schaffende 
Künstler selbst. Aber es ist ein Irrtum, anzunehmen, der Imitator 
wäre unbefangener als der Künstler. Der Imitator ist befangen 
in äußerlichen Formeln, weil er den Kern nicht begreift. Und da 
seine Beobachtung der Kunst des anderen nur an der Oberfläche 
haften kann, so bleibt seine Imitation nur äußerlich. 
DER IMITATOR ist eine Seuche, eine PEST. Imitatoren 
sind gewissenlose Schurken, ehrlose Betrüger, Raupen, dazu 
dumm wie Schafe, Schieber, Schweine, Idioten und Insurgentem 
Konjunkturathleten, Etappenschweine, und es gibt kein sauberes 
Schimpfwort, das nicht auf sie paßt. Ich bitte die Abonnenten, 
die Reihe der Schimpfworte nach ihrem Vermögen und Ge= 
schmack zu verlängern, mir schäumt der Bleistift. Nur der 
Ehrentitel »kritischer Mensch«, nicht zu verwechseln mit 
»Kritiker«, paßt nicht. Der kritische Mensch urteilt um 
zu lernen, der Kritiker verurteilt um zu lehren. Der 
Künstler unserer Zeit ist der schaffende kritische Mensch. Denn 
nur der kritische Mensch kann innerlich so weit reifen, um für 
den kommenden ' sndwie vorbereiten zu können, 
ohne zu imitieren. 
. Der kritische Künstler wird stets neue Gestaltungsformen 
schaffen, im Sinne der Zeit, der Imitator dagegen verbrauchte 
Ausdrucksformen wiederholen, ohne Sinn, ohne Geistiges, rein 
dekorativ. Der kritische Künstler ist stets konsequent, 
der Imitator extrem. Der Künstler hat seine Gesetze in 
sich, deshalb kann er konsequent sein. Der Imitator rettet sich in 
ein fanatisches Extrem, weil er keinen eigenen Gesetzen folgen 
kann und deshalb unsicher ist. Konsequenz ist wichtiger als 
Inkonsequenz oder Extrem. Sicherheit ist wichtiger als verborgene 
Unsicherheit. Und so kommen wir zur Betrachtung des Begriffes 
KONSEQUENZ. 
Hier wäre der Artikel »dada complet 2« zu schreiben, Ab= 
bildung Untertaille Seite 37 in Merz 4. Ich verweise aber aus 
Platzmangel auf den folgenden Jahrgang II, 1924. Prosit Neujahr! 
K. SCHWITTERS. 
*> Vergl. Sturm 14,5 S. 74 »Aus der Welt Merz«, Beitrag zum Ver= 
ständnis der Merzbühne.
	        
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