Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

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Gehabtes, Erhaltenes und — vor allem — lange Geliebtes, 
den Kampf um das Land der Kindheit und des Heimats 
gefühls, um das Vaterland, zu schildern, Haß und Liebe zu 
Völkern den Heranwachsenden einzuimpfen und zu ihnen 
ein Fluidum ihrer in dieser großen Zeit gehabten Gefühle 
übergehen zu lassen, damit auch nicht einmal die äußer 
lichen, täuschenden Anzeichen der Verweichlichung bei der 
künftigen Generation Platz greifen, sondern damit sich das 
Schwert in ihrer Hand ebenso groß ausnähme, wie heute, 
wenn sie — was mit dem jetzigen Krieg endgültig verhütet 
sein möge — gezwungen wäre, es zu ziehen. So befällt 
von diesem Jahre ab die Menschen Ernst und die Jugend 
reift zu Männern. Sie war verkannt, denn sie zeigte sich 
nur in Worten und neigte schon in jungen Jahren zur 
Kritik. Doch, wie wir an das menschlich Größte, wie wir 
an Goethe, Beethoven, Bismarck keine Kritik legen, so gab 
es bei der Jugend diesmal zum Allergewaltigsten keine 
andere Stellungnahme, als das Darbieten der eigenen Person. 
So möge die junge Brust, die freiwillig vor Monaten ihren 
Schmuck und Rock ablegte, um den einfacheren und härteren 
Rock des Soldaten anzulegen, durch den schönsten Schmuck 
des Eisenkreuzes zu ihrem Recht kommen, und das junge 
Herz, das für uns nicht auf dem Felde blutete, wird später 
alle Schönheiten des Lebens wie Geschenke und neuen 
Lebensodem empfinden. 
Otto Erich Schmidt. *) 
*) Von dem gleichen Verfasser erschien soeben ein Buch im Ver 
lag der „Weißen Bücher" Leipzig.
	        
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