Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

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Krieg und Individualismus. 
Individualismus fordert Verantwortlichkeit; das Individuum 
nimmt initiativ Stellung zur Sozietät. Eine höhere Organi 
sation ist nur auf dieser Grundlage möglich Unser geistiges 
Wesen baut sich auf dem individualistischen Prinzip auf. 
Der Krieg stellt an unser Volk organisatorische Forde 
rungen, die in ihrer Mehrzahl nicht individualistisch erfüllt 
werden können. 
Die Generation, die an diesem Kriege zunächst be 
teiligt ist, besteht eine Kraftprobe, der die wenigsten ohne 
massensuggestive Einstellung gewachsen sein werden. Es 
hat überrascht, wie schnell dieses nicht unbedenkliche Mittel 
auch von den ausgearbeiteten Individualisten angeeignet 
werden konnte. Es wird eine spannende Frage sein, wie 
es nach dem Kriege gelingen wird, eine geistige Tendenz 
wieder zur Geltung zu bringen, deren Entstehung so viel 
Mühe gekostet hat und die so schnell aufgegeben wurde. 
Es ist eine Aufgabe des Teiles der Jugend, der nicht 
in so hohem Maße wie die im Felde Stehenden vom Krieg 
beansprucht wird, den Prozeß der Individualisierung nicht 
einer Reaktion verfallen zu lassen. 
Man bedenke, daß der, dem nicht äußerste, ihm 
oktroyierte Leistung abgefordert wird, keine 
Entschuldigung hat, wenn er Geistiges versäumt. 
Darum keine neurotischen Kriegsfreiwilligen! (Es gibt 
auch eine Flucht in den Krieg!) Keine patriotischen 
Suggestionen; (das ist nicht schwer, so lange sie uns in 
so brutaler Form geboten werden, wie in den Straßen und 
Cafes von Berlin!), — vor allem aber keine oppositionellen 
Suggestionen (welche, hinter dem Herde, nur schäbig sind). 
A. E. Günther.
	        
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