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DER MALIK
Fortsetzung*) <dem blauen Reiter Franz Marc)
Mein Rüben, lebe wohl! Der Rücken Meines Dromedars dient Mir als Pult, dir
noch einen frommen Abschiedsgruß zu senden.Oben am Himmel glüht gezückt
der gebogene, goldene Monddolch. Wir werden den Prinzen von Moskau
aus seiner Gefangenschaft befreien, so wahr Ich Jussuf Abigail der Malik bin.
Das waren die letzten Worte, die der Basileus von Theben seinem Halb
bruder, dem blauen Reiter Marc von Cana schrieb. Seitdem schimmerten
seine Augen bunt wie der Fluß, an dem seine Stadt lag. Nachts verbrachte
er in seinem Lieblingsgarten, reihte die roten Beeren der Astrantsträucher
auf Schnüre oder bog wie ein Kind die Stengel der Pusteblumen wilder
Wiesen zu Ringen und fertigte Ketten an. Lauter Spielerei. Osman holte
dann den lächelnden Kaisernoch vor Sonnenaufgang in den Palast zurück, weil
er einmal einen Stadtalten zu einem Stadtalten flüstern hörte von desMaliks
plötzlicher Verblödung. Aber des Kaisers strahlendes Gesicht bürgte für seine
Unbrüchigkeit. Für ihn regierte schon der Herzog von Leipzig, sich an das hohe
Amt zu gewöhnen, das ihm der Basileus in seiner Abwesenheit, in der Zeit
seiner großen Wallfahrt übertrug. Daß kindliches Spiel »schlummern« be
deute, äußerte der hohe Freund seinem feinen Gast. Und er müsse viel, viel
schlummern vor seiner Reise, deren Sonne nicht untergehen dürfe. Nicht oft
genug konnte Jussuf seinen treuen Neger befragen, ob er wohl <der Malik)
dem feinen Gast gefalle? Über das Wasser des Brunnens seines Schlaf
gemachs neigte sich Jussuf Abigail oft heimlich auf Zehen, um manchmal
enttäuscht zu brüten. Aber gläubig hingen seine Gedanken an dem Pilger
zuge, den er noch im selbigen Monat am Siebten des El Aschura zu unter
nehmen gedachte. Osman, der unersetzliche schwarze Knecht, verkürzte dem
Kaiser die Zeit, indem er ihn belustigte, einen Kosaken nach dem andern,
die sich ihnen auf der Wanderung feindlich in den Weg stellen würden,
auffraß. Jedesmal eilte dann der Kaiser durch die Vorräume und Gemächer
seines Hauses, den Hans Adalbert zu holen,- so, daß er ihn oft in seinen
Regierungsgeschäften störte. Der Herzog von Leipzig schrieb dann von der
Spiellust seines thebetanischen, kaiserlichen Freundes ganz ergriffen dem
Kardinal von Ostreich. Der Malik ist mir der liebste Freund, den ich je
besessen habe, darum bitte ich Eure Eminenz Ihren Einfluß geltend zu
machen, den Malik an seiner todbringenden Expedition zu hindern. Der
östreichische Kardinal warnte dann einige Male vergebens den Malik in
• Jede Fortsetzung ist in sich geschlossen. »Der Malik« erschien bisher in der »Aktion«.