Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

DER MALIK 
(Fortsetzung•> <dem blauen Reiter Franz Marc). 
Abigail Jussufs zweite Stadt, die Er nach Rubens Weibe Mareia benamet hatte, 
beabsichtigte Abigail nach Seinem Sterben selbständig zu der Kaiserstadt Seines 
treuen, hochverehrten Dichterfreundes Daniel Jesus zu erheben, der gegenwärtig 
schon dort Seines kaiserlichen Gefährten Thron vertrat. Jussuf Abigails dritte 
Stadt aber, die Goldstadt Irsahab, sollte, nach der Väter Aussterben, Tibas 
Tempelvorstadt werden, Zebaoth geweiht dem Gottjüngling, den Jussuf inbrün 
stig anbetete.—Die Knaben von Irsahab, die die arischen Ritter auf ihre Tore zu 
kommen sahen, bewaffneten sich und zogen ihnen entgegen im Glauben, die 
hellen Krieger kämen feindlich wider Jussuf Abigail. Aber Zwi ben Zwi, der 
Oberbefehlshaber der jungen Irsahabaner, der schon einmal die Knaben durch 
die Wüste zu ihrem Malik gebracht hatte, erkannte, daß es sich um einen freund* 
schaftlichen Besuch handele, die abendländische Regierung ein persönliches An 
liegen durch seine Ritter an den thebetanischen Kaiser zu stellen gedenke und 
Männer der Kunst zu diesem Zwecke, Abigails Neigungen zu schmeicheln, wohl 
weislich erwählt hatte. Und die tapferen Juden von Irsahab verbargen ihre Waffen 
und bewillkommneten die fremden Krieger, die ihre Zeremonien erwiderten. 
Zwi lud sie ein in das Haus seines Vaters mitten in der Stadt im Interesse Abi* 
gails. Zwis Eltern beide, Tamm und Miene, waren fromme Leute/ sein Vater 
hatte sein Herz mit dem Lesen der Tora bereichert, aber Miene lehrte ihrem 
Sohne das feierliche Schreiten, daß er immer nur wandele, wohin auch, zum Altar. 
Es war das einzige Elternpaar in Irsahab, das den Bestrebungen ihres Sohnes 
kein Hindernis in den Weg stellte. Am Abend lagerten die müden Arier zwi* 
sehen den Freunden Zwis in festlicher Laune im kühlen Vorhof seines Eltern* 
hauses und tranken von dem Trunk, den Miene aus Mais und Zimtstauden zu 
bereiten verstand. Zwi, der Gastgeber, mußte den abendländischen Soldaten von 
dem Malik erzählen, von seinen Taten, seinen Hoffnungen und seinen Lieblings* 
beschäftigungen. Dieser feine Sohn Tamms und der Miene hatte sein ganzes 
Leben hindurch nichts anderes getrieben wie den Malik von Tiba studiert, und 
schon dem jugendlichen Prinzen Jussuf führte er, von Diesem ungeahnt, Sein blaues 
Tagebuch. Zwi kannte also Jussuf Abigail wie ein Astronom sein nächstes Stern* 
bild. Später stellte sich auch der Urheber der rätselhaften Schreiben heraus, die 
immer dann an den Malik gelangten, wenn er der Warnung bedurfte. Diese zar* 
ten, aber willensstarken Äußerungen, die den jähen Basileus von einem zu un* 
bedachten Schritt bewahren sollten, kamen also von dem Sohn des Tamm und 
der Miene. — Welchen Zauber alte Heldensagen auf Abigail Jussuf ausübten, da* 
von konnte Zwi der Irsahabaner einiges den lauschenden Soldaten erzählen. Ob sich 
* »Der Malik« erschien vor i. Juli 1916 in der »Aktion«. 
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