Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

So schlich er die Straßen hin — tot —, und von oben 
lachte eine warme Frühlingssonne herab. — 
Drum, Mütter — quousq'ue tandem? Fort mit dem 
Mitleid — Cui bono? — Führt Eure Kinder in die Museen, 
daß sie die menschliche Edelkeit des Menschen bewundern 
lernen, die Schönheit ihrer Formen begreifen, ohne sie zu 
betasten; die Musik ihrer Linien empfinden, ohne sie zu 
suchen — wie ein Kind eine Uhr zerstört, ehe es ihr Werk 
begriff. 
Hier liegt die Höhe einer Erziehung. 
Schickt Eure Kinder in die Natur, daß sie sehen, wie 
aus Samen und empfangbereiter Erde das neue Grün sich 
zeugt, wie das Weibchen einer Blüte den männlichen Blüten 
staub in sich verschließt, den eine Biene ihr zuträgt. Daß 
sie verstehenden Auges erblicken, wie bis in die feinsten, 
tiefsten Regungen der Natur Mann und Weib zueinander 
drängen, um sich zu verjüngen. Daß sie so von Blume zu 
Tier und von Tier zu Mensch aufwärtsblicken, um gereift 
und rein den Urkern der großen Welt erschauernd zu 
ahnen. Dann erst werden sie vor der Majestät des Wortes 
„Liebe“ zurückbeben, und die letzten Heiligkeiten von Ehe 
und Gott werden ihnen ein Stück innerster Religion geben. 
Den Mädchen liegt dies Ahnende von Natur näher, Ihre 
Seele ist tiefer Born — ihr seltnes Wort oft Offenbarung. 
Dabei unbewußt. Das aber ist das Unsagbare, das einen 
manches Mal so wohl durchströmt. Der Vollkommenheit 
ihres Körpers gleich werden all ihre Handlungen — selbst 
die kleinsten, unbedeutsamsten — so instinktiv sie sind, aus 
tiefen Grübeleien heraus geboren. Ein Mädchen, das einem 
Mann sich hingibt, weißt, daß es damit seine höchste Be 
rufung erfüllt, zugleich sein schönstes, edelstes Opfer. 
(Straßentum schaltet aus; alle unwürdige Hingabe klassi 
fiziert ein scheußliches Gewürm, das wir von Herzen hassen 
müssen!) 
So haben wir für Mädchen weniger zu sagen. Knieen 
wir vor ihnen, und von ihren feinen Seelen kein Wort 
mehr, das — wenn es sie definierte — nur verdunkeln 
könnte. (Lexikon. Definition — das heißt: Pietätlosigkeit.) 
Also nicht Sexualaufklärung, sondern sanftes Leiten und 
Verständnis und eine liebe gütige Stimme! — 
Sincerus.
	        
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