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uns jetzt selber mit ihren Eisenarmen umpackt und for
derte gebieterisch ihr Opfer.“
Ein Streichholz flammt jäh auf. Und, während er seine
Zigarette anzündet, kann ich, nur für wenige Sekunden sein
mir so bekanntes Gesicht noch einmal betrachten. Es ist
keine große Veränderung mit ihm vorgegangen. Ruhig und
ernst, wie im Schmerz versteinert, sieht es aus. Nur ein
vibrierendes Zucken der Nasenflügel und der unruhige Blick,
mit dem er den hastig ausgestoßenen ersten Rauchwolken
seiner Zigarette folgt, verrät mir seine innere Erregung.
Dann fuhr er, tonlos, mit einer rauhen Stimme, die
an eine zerbrochene Glocke erinnerte, fort.
„Nun, das Ende kannst du dir ja eigentlich denken.
Nicht aber meine Verzweiflung. Nicht aber diese Hoffnung,
die sich an jeden Strohhalm knüpft, und diese Angst, diese
furchtbaren Ahnungen und nicht zuletzt meine eigenen Kör
perqualen. Anfänglich hatten wir in einem Zimmer gelegen,
waren aber bald trotz meiner Gegenanstrengungen getrennt
worden. Das war für mich, der ich selber Arzt war, die
Gewißheit.
Dennoch wurde mir die wirkliche Nachricht noch lange
nach seinem Tode verheimlicht.
|Doch als ich es dann schließlich erfuhr, war mein
Schmerz, meine Trauer, meine Wut unermeßlich. Mit einer
direkt tierischen Wut warf ich zuweilen meinen Pflege
rinnen die unmöglichsten Gegenstände an den Kopf.
Doch, schreckliche Ironie des Schicksals, jetzt, wo mir
nichts, aber auch gar nichts mehr am Leben lag, und ich,
um möglichst bald zu enden, sogar des öfteren Selbstmord
versuche machte, die aber immer vereitelt wurden, jetzt
genas ich zusehends.
Allmählich kam auch die Resignation des Rekonvaleszen
ten über mich. Ich begann mich für anderes wieder zu inter
essieren, ich wurde wieder Mensch, das heißt bis jetzt nur
ein halber, wieder Arzt.
Doch habe ich mich innerlich noch lange nicht abge
funden. Und nur durch diese aus Höflichkeit, Arbeit und
Pflichttreue aufgeführte Mauer, welche wir Leben nennen,
dämme ich diesen großen, ungeheuren Schmerz zurück.
Doch manchmal bricht er wieder durch, durch diese
eisige Mauer, dieser ursprüngliche, natürliche Schmerz, der
in seiner Maßlosigkeit Bahnen betritt, die man Irrsinn und
Tobsucht nennt.