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die Einfachheit und Ueberzeugungskraft von Paradigmen.
(Darum nicht zuletzt halte ich die Marionettenbühne für den
gegebenen Aufführungsort Wedekindscher Dramen; hier
kann jedenfalls nicht die Hysterie einer modernen, an Ibsen
geschulten Schauspielerin die grandiose Geschlossenheit der
Lulu in kleine Raffinements zersetzen.)
Stählern, wie seine Figuren als ungeheure, erschüt
ternde Symbole unserer Zeit ragen, bauen sich die Gefüge
der Dramen Wedekinds auf. Es sind keine mühsam-klassi
zistisch verknotete Handlungen. Ihre Notwendigkeit ruht
nicht in einer komplizierten Konstruktion, sondern allein
in der eigenen Schwere, die Geschehnis auf Geschehnis,
Akt auf Akt sich sicher zur Höhe türmen läßt.
Verwirrend und unheimlich ist das erste Aufleuchten
der Dramen Wedekinds. Tragik, Komik, Zynismus, Ironie
und Groteske stehen so dicht nebeneinander, daß es scheint,
als stritten sie vergeblich um die Kunst. Ein unruhiges
Flackern geht hierhin und dorthin. Aber aus dem Genie
dieses Dichters wächst es doch immer wieder zur Einheit
und Größe: Und die verzerrte Maske leuchtet starr und
grell auf über Widerspruch und Wirrsal.
Es mag mancherlei einzuwenden sein gegen das Ziel,
die Weltanschauung und die Dichtung Wedekinds; aber
es ist wichtiger, begeistert zu sein, daß ein Dichter endlich!
wieder wagt, eine Weltanschauung zu haben und für sie bis
zum äußersten zu kämpfen.
Heute zu sagen „meine Weltanschauung ist
wichtiger als meine Kunst“, heißt Heros sein.
Und Wedekind, :an dessen bisherigen Werkes Ende Sim-
s o n stolz und unerschütterlich steht, verharrt im Kampf,
trotzdem der Pöbel seine Lehre verhöhnt und der Neid
kleiner Literaten an ihr und seiner Dichtung mäkelnd
herumhackt.
Wenn auch der Philisterfürsten so viele sind, daß Simson
sie nie ausrotten kann, er bleibt der Stärkere und später
singt der Pöbel seine Lieder.
Rudolf Börseh.