Volltext: Neue Jugend (1-5;7-11/12)

Frank Wedekind als Schauspieler. 
Frank Wedekind als Schauspieler. 
Dem Karl Hetman Wedekinds. 
Er kommt, schwarz, auf die Bühne. Seine Augen sehen 
geradeaus. Er hat die feindliche Ruhe eines, der sich 
auch angegriffen wähnt. In ihm ist die größte Kraft: Der 
Wille zum Glauben. So geht er, ein ganz Großer und doch 
Kleiner, ein „Zwergriese“ durch sein Werk Hidallah. 
* 
„Sämtliche Prügel, die mir die Presse für meine Schau 
spielerei erteilt, gebe ich ungeschwächt und ungemindert an 
den heutigen deutschen Schauspielerstand weiter, der sich 
seit Jahren als ungeeignet erweist, die Werke der heute 
in Deutschland aufstrebenden Dramatiker zur Geltung zu 
bringen.“*) Seien wir ehrlich: Er vergißt Bassermann und 
Wegener. (Nicht Moissi, den Sänger!) Da Wedekind noch 
nicht so viel gespielt wurde, wie heute, war ihm, seinem 
eigenen Schauspieler, das Auftreten eine Notwendigkeit: ein 
Kampf. Und das ist es: Warum wird er nicht bewundert, 
wenn er kämpft, wenn er, eine Anklage gegen achselzucken 
den Snobismus, ein Krieger, auf der Bühne steht; als einer, 
der, vielleicht deswegen so verzweifelt kämpft, weil er fühlt, 
wie wenig er sich geben kann? „Wedekind ist immer der 
selbe“, sagt man. Ist es nicht falsch, eine Erinnerung, eine 
Voraussetzung, über die Impression an sich triumphieren 
zu lassen? Wagner, Ibsen, Nietzsche: alle kämpften. Und 
kämpft Wedekind einen Don Quixotte-Kampf ? Er kämpft 
gegen eine andersgesinnte, nur leidlich verstehende Tages 
presse — es gibt Ausnahmen —, die ihm — womöglich — 
einen Moissi entgegenhält. (Sie bekäme es fertig.) Gewiß: 
Manches liegt Wedekind nicht: Warum spielt er den Oog 
von Basan und nicht Simson? — 
Man meint: Wedekind sei ein Rhetoriker; alle seine 
Rollen sind voll doktrinärer Reden: Hidallah. Aber seien 
wir offen: Wir lauschten gebannt einer klaren Stimme, die 
das Wort, schon gesprochen, noch durch einen leisen Nachton 
*) Wedekind, Glossarium. Georg Müller Verlag. 
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