„In einem Gedicht, das sich in seinem Ganzen als Bekennt-
nis zur menschlichen Selbstbehauptung gegenüber Streit
und Zeit verstehen läßt, schließt Schiller mit dem Spruch:
Alles wiederholt sich nur im Leben
Ewig jung ist nur die Phantasie
Was sich nie und nirgends hat begeben
Das allein veraltet nie
Der Dichter nimmt dabei nicht mit Worten Bezug auf die
bildende Kunst. Er spricht wohl vom Theater, ‚von den
Brettern, die die Welt bedeuten‘, auf denen wir ‚das Große
aller Zeiten‘ sehen ‚sinnvoll still an uns vorübergehen‘.
Doch gilt ‚was sich nie und nirgends hat begeben‘ als Inhalt
auch für die Plastik, die Malerei, die Zeichnung, so gut wie
Für die Dichtung. Auch die bildende Kunst lebt in dem
gegenüber der gegebenen Natur stets Neuen, in der Natur
nicht schon Vorhandenen, das sie von der Natur hinweg,
über sie hinaus, aus Vorstellung und Geist erst schafft. .
Eben so stark wie das unbedingte Bekenntnis zur Ueber-
legenheit der Kunst trifft uns heute auch die Klage, mit
welcher Schiller sein Gedicht einleitet:
Lieben Freunde, es gab schönre Zeiten
als die unsern — das ist nicht zu streiten
Es gab tür uns schönere Zeiten, da Für die Ausstellungen
des Zürcher Kunsthauses die Museen und der Sammler-
besitz kreuz und quer durch Europa, von Spanien bis Finn-
land, von Italien bis Norwegen und England, und vor allem
in den Nachbarländern Frankreich und Deutschland, wie
unbeschränkt zur Verfügung standen und es möglich war,
aus der Fülle das Einzelne auszuwählen, die Teile, die für
die präzise und prägnante Darstellung bestimmter künst-
lerischer Themen erwünscht und unentbehrlich schienen.
Diese Zeiten sind entschwunden. Wir wissen alle, daß
Beschränkung auf die Heimat auch Besinnung
auf die Heimat und das eigene Wesen bedeuten kann, und
daß unsere Künstler über geräuschvoller Werbung für
S