Volltext: Der Marstall : Zeit- und Streit-Schrift des Verlages Paul Steegemann (1/2)

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LOTHAR BRIEGER / DER GESCHÄFTSTÜCHTIGE 
EROS / PAUL VERLAINE. 
Am 5. 7.1919 erhielt ich aus Charlottenburg eine Postkarte: 
„Herrn Paul Steegemann Verlag, Hannover. 
Sehr geehrter Herr, hierdurch möchte ich anfragen, ob Sie unter 
Ihren „Silbergäulen“ für ein kleines Gedichtbändchen „Statuen 
und Bilder“ — die Art der Verse ergibt der Titel — von mir 
Interesse hätten. Mein Name ist Ihnen wohl bekannt. Es sind 
die ersten Gedichte, die ich überhaupt veröffentliche. Eine 
Mitteilung der Umpfanggrenze des Bändchens wäre mir angenehm. 
Hochachtungsvoll 
Lothar Brieger 
Der Name dieses Kunst-Schriftstellers ist mir sehr bekannt. Ich 
lehnte umgehend ab. Inzwischen erschien bei mir als erster Sub 
skriptions-Druck die deutsche Ausgabe von Paul Verlaine's seltenem 
Werk: Femmes — in einer deutschen Übertragung von Curt Mo reck. 
Unterdessen hatte ich Herrn Brieger und sein Manuskript-Angebot 
längst vergessen, da brachte am 14. 2. 1920 das Börsenblatt für 
den Deutschen Buchhandel diesen Abschnitt: 
Brieger, Lothar: Der geschäftstüchtige Eros. B. Z. am Mittag 
vom 29. Januar 1920. Expedition: Berlin. 
„. . . Nicht nur, daß eine Reihe von Zeitschriften erscheinen, 
die unter mehr oder minder verhüllten Titeln mit künstlerisch 
langweiligem und minderwertigem Inhalt in Bild und Wort plumper 
Sinnlichkeit dienen, selbst der Buchverlag, und zwar nicht etwa nur 
der, der schon immer etwas unbedenklich war, sondern auch 
bisher einwandfreie Verleger werfen sich mit Mut auf das „neue 
Geschäft“, indem sie es durch „Vorzugsdrucke“ und „Luxus 
ausgaben“ „bibliophil“ machen. Da erscheint — endlich — eine 
deutsche Ausgabe von Verlaines „Femmes“, nacktesten Versen 
von großartiger Technik und armseligem Gehalt, durch deren 
eigenen Subskriptionsdruck dereinst der arme, elende Verlaine 
seinem Elend abzuhelfen suchte. Ganze erotische Bibliotheken 
entstehen „zu den höchsten Preisen“, in denen eine geschäfts 
tüchtig gewordene bildende Kunst mit einer geschäftstüchtig 
gewordenen Literatur wetteifert. Im Buchhändler-Börsenblatt 
macht der anständige Buchhandel bereits in erfreulicher Weise 
gegen den ja dem Ernst der Zeit so gemäßen Schmutz auf
	        
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