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Aus den Briefen
Friedrichs des Grossen
— Was die private Politik angeht, so kenne ich keine
andere als die, Liebe zu üben und meinen Freunden treu zu sein.
— Leider habe ich nur einen sehr schwachen Glauben und
muss ihn oft durch gute Gründe und sichere Beweise stützen.
— Ein Missetäter braucht nur erlauchter Herkunft zu sein,
um auf den Beifall der meisten Menschen zählen zu können.
— Glück gibts für den Menschen nur in seiner eigenen
Brust.
— Könige sehen die Menschen niemals, wie sie in Wirk
lichkeit sind, sondern nur so, wie sie erscheinen wollen.
— Gesandte, die von ihren Fürsten an fremden Höfen ge
halten werden, sind privilegierte Spione.
— Ein guter Kopf leistet auf allen Gebieten gleich Tüchtiges.
— Es ist besser, zwanzig Schuldige freizusprechen, als einen
Unschuldigen aufzuopfern.
— Das Kennzeichen des Genies ist die Unbelehrsamkeit.
— Voltaire ist ein Elender. Ich schäme mich für die Mensch
heit, dass ein Mann, der so viel Geist hat, so voll Bosheit sein
kann.
— Zwei Hauptbeweggründe regieren die Menschen: Furcht
vor Strafe und Hoffnung auf Belohnung.
— Aus grossen Versammlungen gehen keine weisen Be
schlüsse hervor
— Die guten Absichten der Eltern wollen den Sohn zum
Musterbild machen. Die guten Leute begreifen nicht, dass er
ein Trottel wäre, wenn er keine Leidenschaften hätte.
— Mit Ausnahme der Königin (Maria Theresia) von Ungarn
und des Königs (Karl Emanuel III.) von Sardinien sind alle Fürsten
Europas nur erlauchte Trottel.
— Mein Ruf würde in den Rauch gehen, wenn Sie mich
nur eine Viertelstunde sprächen... Käme die schöne Helena
wieder zum Vorscheine, so würfe man ihr, anstatt ihr den Hof
zu machen, vielleicht Bratäpfel an den Kopf.
— Es wäre für den Fortschritt des menschlichen Wissens
zu wünschen, dass man, statt neue Bücher zu schreiben, vielmehr
gute Auszüge aus den schon vorhandenen machte. Dann brauchte
man nicht zu fürchten, seine Zeit mit unnützer Lektüre zu verlieren.
— Was sind wir doch für armselige Menschen! Die Welt
beurteilt unser Verhalten nicht mach unseren Beweggründen, son
dern nach dem Erfolge. Was bleibt uns da übrig? Man muss
Glück haben.