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kleinmütiger Anfechtung aus den Gründen; bunt lagen die Städte und
Wälder und Wiesen im Tal, aber sie hatten kein Echo, und auf den Graten
stand ich allein dem Gotte gegenüber, dem ins Antlitz zu schlagen nun Alles
stolz war, und hielt die Hände empor, wie ein Opfer darzubringen, aber
meine Hände waren leer. Leugneten die, so jetzt Sieger schienen, ihn noch,
wo er sich ihnen ganz ohne Mantel, Maskenzwang und Marter offenbarte,
und schämten sich nicht, in seinem Allerheiligsten ausgespieen zu haben, wie
sollten unsere verrosteten, zagen, dünnen Stimmen die Kraft besitzen, Feind
liches niederzusingen, wie sollte unser Glaube die innerste Erfülltheit be
kommen, leibhaftig Zeugnis abzulegen? Wer wäre gegürtet und gerüstet
genug, Prediger in der Wüste zu sein, und, da schon Rufe von Unten ver
worren zu beginnen schienen, wo war Der, geläutert genug, als ihr Chor
führer vor ihnen zu reiten, dass er die Hohen antrieb und den Niedrigen
Bestätigung gab und sich aus den Einfältigsten selbst — ein anderer Or
pheus — ergriffen Volk schuf?
Da wogte es durch den Forst wie durch Harfenphalanx, und die Sonne
floss in Fenstern wie eine Hostie, die klingt, und Orgelfugen bauschten sich
über mir, dass mein Atem hochging wie Silberkugel im Springbrunn. Mir
entgegen schritt Einer mit leuchtender Stirn, die aller Dinge Geheimnis ge
spiegelt hatte und nun aufflammte steil in den Himmel hinauf, der auch
mein Himmel ist:
„Jetzt sing ich Dich, mein Vater,
Mein Vater, Dich sing ich jetzt!“
Vor ihm her schwebten mit Palmen in den Händen drei Auserkorene,
weiss in Weiss, den Weg zu bereiten: Laotse, Dostojewskij und der Jüng
ling im feurigen Ofen, Novalis; und er umarmte mich und ich trat ein in
seine unermesslich weite, weltenumwindende Umarmung. Und so hob er
an, über alle Massen zärtlich und hüpfend und den Kranz über dem be
sternten Haupte schwingend und sich in den Staub werfend und die nackte
Brust weisend wie einen Schild: „Die Welt fängt im Menschen an. Im
Lächeln, im Atmen, im Schritt der Geliebten ertrinke! Weine hin, kniee hin,
sinke!“ und um seine Mundwinkel blühte es wie junger Klee: „Zartsein ist
Weisheit und Milde ist Sinn“ und die Narben in seiner Stirn bestätigten
sein Berufensein: „Rein will ich sein und Geist, das ist Schmerz“. Alle
Waffen hatte er, waffenlos der er war, im Blitzen des Auges, das hiess:
„Der Krieg“ und „Wortemacher des Krieges“ und „Der Weise an seine
Feinde“, und nicht war Lächeln ihm fremd, und manchmal verweilte er und
holte eine Flöte hervor und spielte sich so Süsses, dass die Lerchen über
ihm schwiegen, das hiess: „Tempel-Traum“ und „Malcesine“ und „Mond
lied eines Mädchens“. Und oft kniete er nieder und ballte sich selbst im
Gebet und hatte sein Gethsemane: „Warum mein Gott —“, und seine zweite
Bitte: „Komm heiliger Geist, Du schöpferisch!“ Oft auch gab er jeglicher
Kreatur ihre Wegzehrung und redete der Demut zu und wusste Verflogenes
mit grosser Güte zu erlösen, weiser als unsere Weisheit, und um ihn flat
terten immer Genien, die Hessen farbige Bänder wie Wimpel wehen, von
denen es grösste: „Spruch eines gestürzten Saturnus“ oder „Eines alten
Lehrers Stimme im Traum“ oder „Luzifers Abendlied“ und „Sterbender im
Verbrecherlazarett“ und „Romanze einer Schlange“. Und wenn er sich
bückte und etwas aufhob, schwangen sich welche vor, die trugen Solches:
„Alte Dienstboten“ oder „Hekuba“. Und das Verworfenste noch, das sich
nicht getraute, aus Höhlen lugte, die letzte Eitelkeit nicht vom Halfter lassen
wollte, nahm ein Hymnus über alle Hymnen in die Arme, und dessen Ueber-
schrift verlosch nie und blieb wie Arion oder Aldebaran, das war „Jesus und
der Aeser-Weg“.
Wir aber wussten jetzt, dass wir uns erleben würden, und Gewissheit
war mit Eins um uns wie Pfingstfeuer, und unsere Zuversicht betete ihr
Bekenntnis mit, wie Koppensturm laut und in tausend Zungen;