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naus: eine grosse schwere Erstarrung.
Wessen Gesicht sie einmal erlebte, ist unheimlich für die
andern und heimlich gezeichnet für den Gezeichneten. Er ver
liert Form und Bewegung aus dem Auge und weiss, dass eine
hohe Stirne, ein schöner Mund erst nachher mitbeweisen, dass
ein mimisch zerstörtes Gesicht noch einem Besseren gehören
kann als ein glattes, das oft von dem bleichen dünnen jenes
Geläuterten nicht sofort zu unterscheiden ist. Und es gibt Tage
für ihn, wo jeder ein dummes Gesicht macht. Er sieht keine Ge
sichter mehr. Er sucht das Gesicht. Und er findet es: einmal
in einer grossen Stadt auf einer Strassenbank, in der Dämmerung,
wie es geradeaus starrt und angesprochen plötzlich fort ist; oder
nach einem langen Gespräch, das aus zwei Monologen bestand,
in einer kleinen Kneipe, wenn lange schon geschwiegen wird
und die Stille dick und saugend ist und der Lärm wie eine Mauer
um sie; oder an einem Totenbett. Und er schaut auf dieses
Antlitz wie durch alle hindurch und wie durch sein eigenes und
die quälende Starrheit der Ewigkeit ist ihm erlösender als alles,
was Spiel ist und Ohnmacht und böse.
Walter Serner.
Nächtliches Dorf
Totenstille weit im Raum.
Dunkle Dächer sind wie Mützen,
Unter denen müd vom Traum
Blind und stumpf die Häuser sitzen.
Selbst die Kirche auf dem Hügel
Glotzt verschlafen in die Nacht.
Englein hängen jetzt wohl Flügel
Und ein hölzner Heiland wacht.
Ernst Frey.
Das gemeinsame Mittagessen war schon beendet, als Frank
aus dem Gymnasium nach Hause kam.
Ernst stand auf der Strasse im Sonnenschein, an die weisse
Mauer gelehnt und haschte Fliegen. Ein heimtückisches Grinsen
schien sein Gesicht zu entstellen. Franks Augen wurden unsag
bar hilflos. Wie gehetzt lief er durch die Bierstube, in der seine
Mutter über einem Buch sass, das sie hastig mit schmerzlicher
Heimlichtuerei im Pult verschloss. Er höite Ernst, einen Gassen
hauer pfeifen. Dann stürmte er die Treppe hinauf.