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Nächten wurden die Leute im Stall einer Reitschule
untergebracht, wo sie auf dem Mist sich ausruhen
und schlafen mußten, fast erstickend in dem Urin
gestank. Sie mußten Zusehen, wie die Soldaten ihnen
in die Suppenkessel spuckten.
In Graz pflegte der Gefängnisarzt zu den unglück
lichen Gefangenen zu sagen, man sollte diesen Ver
rätern Gift geben, da sie nicht eines natürlichen Todes
verr .... wollten. Massenhaft erlagen die Gefangenen
ihren Leiden in Marburg und Graz.
Noch schlimmer war Idas Los der Inhaftierten in
Mostar, Döboj und Arad. In Mostar schliefen die
Unglücklichen, mit Dieben, Räubern und Zigeunern
zusammengepfercht, in einem Keller- auf dem bloßen
Bolden. Der bewußte Kübel war beständig übervoll,
sein Inhalt ergoß sich auf den Boden, wo die Leute
gehen, schlafen und essen mußten. Diese Hölle war
dem Wärter Kaspar Scholier unterstellt, der die Ge
fangenen beschimpfte und mit einem Eisenhaken, den
er „Kronprinz“ (!) nannte, blutig schlug. Nur mit
Geld konnte man diesen Höllenhund vorübergehend
etwas besänftigen.
Die gebildetsten und angesehensten der Gefangenen
wurden als Geiseln ausgewählt, eine Bezeichnung, die
gleichbedeutend mit Verräter war; gewöhnliche Räu
ber und gedungene Mörder waren besser angesehen
als sie. Wenige dieser Geiseln konnten ihre Rolle zu
Ende spielen und ihr Leben retten. Der Obhut von
mohammedanischen Wächtern überliefert, denen von
den Offizieren eingeschärft wurde, die Opfer der klein
sten Ursachen wegen niederzustechen, niederzuschla
gen, niederzUschießen, verloren Hunderte so ihr Leben.
Viele wurden durch die scheußliche Behandlung und
die ständige Todesfurcht über Nacht aus blühenden
jungen Menschen in Greise verwandelt.
Von Mostar wurden die Ueberlebenden in die
Kasematten der Festung Arad geschleppt, von dem
magyarischen Pöbel geschlagen, verhöhnt, angespuckt,
von den Soldaten mit Kolben- und Bajonettstößen miß
handelt. In den Kasematten wurden sie von Flöhen
und Wanzen gepeinigt und des Schlafes beraubt; sie