Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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LUDENDORFF I. 
ODER DEUTSCHE GENERALSTABS-KOMMENTARE 
ZUM SELBSTBESTIMMUNGSRECHT DER VÖLKER 
von Gracchus. 
(Nummer 16, 23. Februar 1918.) 
Bekanntlich wurde der deutsche Eroberungskrieg' 
von 1914 zuerst unter dem be—rühmten Motto „Wider 
den Zarismus“ geführt. Mit diesem Speck fing Mäuse- 
fänger Bethmann soviel© sozialistische und liberale 
Mäuse, daß sich Hamelns Rattenfänger vor ihm ver 
kriechen mußte. 
Den Junkern paßte übrigens sehr bald die Parole 
nicht mehr in den Kram und sie ersetzten sie durch 
das aus hunderttausend Agrarier-, Kriegs wucherer- 
und Eisenindustriellenkehlen gegröhlte: „Gott strafe 
England“. Mit dem zaristischen Rußland begannen 
sehr balld die Techtelmechteleien, und der Fanatiker 
Reventlow *) nebst dem Renegaten Georg Bernhard **) 
predigten morgens und abends die Notwendigkeit des 
künftigen deutsch-russischen Bündnisses. Zwischen 
durch verkündete dann wohl wieder Ehren-Bethmann 
die sittliche Forderung, /die Randvölker Rußlands 
vom „reaktionären Zarismus“ zu befreien (in Paren 
these: wundervoller Kommentar zu der Echtheit der 
Entrüstung über die Wilson’sche „Einmischung“ in 
„innerdeutsche Angelegenheiten“). Aber das hörte auch 
bald auf. 
Vor zirka 14 Monaten, zur Zeit Stürmers, war der 
Kuhhandel perfekt oder stand wenigstensi vor dem 
Abschluß. Das speichelleckerischiste aller Hohenzollern- 
blätter, das antisemitische Blatt des die Westschweiz 
gewerbsmäßig beschimpfenden jüdischen Reichsdeut 
schen Haieine rectius Heymann (in Parenthese: Illu 
*) Graf Reventlow, Leitartikler der „Deutschen Zeitung“. 
**) Chefredakteur der „Vossischen Zeitung.“
	        
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