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auf „eigene Erde“ gesetzt werden. Schöne Worte um.
einen reaktionären Hinterzweck!
Die fordernden Kräfte des Volkes werden damit
nach der Einsamkeit und zu ländlicher Arbeit ab
geschoben, und zudem unter Umständen, die nicht nur
politisch, 'sondern auch rein ökonomisch die schwersten
Nachteile bieten. Denn abgesehen von den Schwierig
keiten, die eine fremdenhassende Eingeborenenbevöl
kerung (und sie wird hassen) dem Kolonisten bereiten
wird, abgesehen auch von der klimatischen Benach
teiligung, hat dieser durch die Entfernung seines
Produktionsortes von der Marktzentrale solche Trans-
porthindernisse zu überwinden, daß seine Eigenkosten
wesentlich höhere als normale sein werden. Durch eine
starke Industrialisierung des mittleren Deutschlands
nach dem Kriege aber werden diese Produkte wirt
schaftlich notwendig werden, als Konsequenz werden
die Preise steigen, somit der ostelbische Großgrund
besitzer nicht nur die Transportdifferenz, sondern auch
noch den Preiszuschlag arbeitslos einstecken. Dazu
kommt die Erhöhung des Bodenwertes, die in solchem
Falle einer starken Belastung der Wirtschaftsperiphe
rie im Zentrum des zu versorgenden Gebietes not
wendig eintreten muß. Kommen unter diesen Um
ständen Verkäufe von Großbesitztümern bei über
natürlicher Bezahlung zustande, so fallen die Werte,
steigen die Produktionspreise für die an der Peri
pherie ansässigen Kolonisten. Verstümmelte Feldgraue,
werden sie obendrein einen physischen Nachteil in
den Konkurrenzkampf mitbringen, mit dem sie das
Vaterland belohnt.
Wichtiger noch als die rein ökonomische, ist die
soziale und in ihren Folgen politische Seite des Pro-
blemes. Zu ihrer Aufrechterhaltung in einem Augen
blicke, wo diese unseligste Bodenverteilung fallen
müßte (der heimkehrende Krieger würde die Forde
rung durchsetzen), geschieht die Kolonisation nach
außen. Sie geschieht, um einen Damm eingesessenen
Bauerntums zwischen die Gebiete revolutionärer
Strömung und die antirevolutionärer Besorgnis zu
setzen. Sehr wohl wissend, daß es überaus schwer ist,