Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

225 
Doch vorher, das heißt vor Abschluß der unehren 
haften Friedens Verhandlungen wurden von der Rada 
in „weitherzigster Weise“ die Grenzen der „Ukraine“ 
festgelegt, natürlich im Interesse Deutschlands, und 
zwar unter Ausdehnung bis zum Kaspischen Meer und 
zur Kette des Kaukasus: Neu-Rußland, die Krim, das 
Gebiet von Kuban, Beßarabien, das Gebiet von 
Cholm — alles Gebiete, die mit Klein-Rußland nichts 
gemein haben, bevölkert von einem Rassengemisch, 
das nie zu Kleinrußland gehörte; Gebiete, die durch 
Tartaren und Türken unter russischer Waffenhilfe 
(Moskowiter) erobert wurden. Die Rada, die wußte, 
daß Deutschland diese reichsten Gebiete notwendig 
brauchte, schien die deutsche Intervention voraus 
gesehen zu haben und begann unverzüglich mit der 
Eroberung. Die Deutschen sind in Rostow am Don-, 
sie haben die erste Station der vladikaukasischen 
Bahn jenseits des Don, Bertaisk, besetzt. Damit ist 
der Don überschritten und kommt der Kornspeicher 
Rußlands, Nordkaukasien an die Reihe, erobert zu 
werden. 
Die Rolle der Verräter ist beendigt. Die Rada hat 
ihr fluchwürdiges Werk vollendet, Deutschland die 
Dienste erwiesen. Nun braucht man sie nicht mehr, 
sie wird zerstreut und der Hetman in Amt und Wür 
den eingesetzt. 
Der Hetman von Klein-Rußland ist ernannt: der 
germanophile und zaristische General Skoropadsky. 
Sein Manifest und seine grundlegenden Gesetze sind 
durchtränkt mit dem Geist des zaristischen Rußland. 
Und einen solchen Herrscher brauchte natürlich das 
imperialistische Deutschland in Klein-Rußland. 
Lenin und Trotzky haben das deutsche Werk voll 
endet, die Macht in Rußland zerstört, seinen Handel 
und seine Industrie vernichtet. Sie haben die russi 
schen Verbindungen mit dem Okzident unterbrochen; 
sie haben Rußland die wirtschaftliche Sklaverei ge 
bracht; und das Wichtigste: sie haben die russische 
Bevölkerung in einen Zustand versetzt, der ihr wahl 
los jede Herrschaft als geeignet erscheinen läßt, und 
wäre es die Herrschaft des Teufels, wenn sie nur
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.