Volltext: Almanach der Freien Zeitung (1918)

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deutschen Volkes die Welt um Nachsicht unJd Hilfe 
für die Zeit nach dem Kriege. 
So wird in einer trugfreien, modernen Pom jenes 
froimme und romantische Leben wieder auferstehen, 
welches das Häusliche mit dem Abenteuerlichen ver 
bindet, unJd das dem früheren Deutschland so ver 
traut gewesen ist. Wieder werden Apostel wie Herder 
unld Oberlin zu Ansehen gelangen, unld vielleicht wird 
ein noch größerer Beethoven geboren werden, und die 
Kraft des Deutschen wird so ritterlich, so segensreich 
und wirkungsvoll, daß sie den Nationen, von denen 
jede ihre besondere Grabe zu vergeben hat, zur Freude 
gereichen wird. 
VII. 
Die Unterstützung des Programms der „Liga zur 
Erzwingung des Friedens“ durch Präsident Wilson 
läßt sich, zum Heil der edleren Möglichkeiten der 
Nationen, voraussehen. Seine vor dem Kriege an den 
amerikanischen Senat gerichtete Adresse bezieht sich 
nicht allein auf ein bußfertiges Deutschland, sondern 
auf eine bußfertige Welt. Nicht nur Europa, sondern 
auch Amerika und Asien und die fernsten Inseln 
sollen sich beteiligen an einer Glaubensprobe ohne 
gleichen. Nach dem Maße ihrer Glaubenskraft wird 
sich schließlich das Los der Welt gestalten. Wir wer 
den in nationaler und internationaler Beziehung sein» 
was wir uns zu werden getrauen. Glauben wir an 
das Höchste, so werden wir das Höchste vollbringen. 
Glauben wir nur an die Erreichbarkeit von Halb 
heiten, dann verrichten wir nur die Halbheiten, die 
unser schwacher Glaube umfaßt. Glauben wir einzig 
an die Macht des Schlimmsten, dann wird uns noch 
schlimmeres als das Schlimmste bevorstehen. Die 
Welt als Ganzes ist immer der Ausdruck ihres all 
gemeinen Glaubens oder Unglaubens an sich selbst — 
gleich wie jedes Individuum letzten Endes zur leben 
digen Geschichte seiner innersten und vielleicht un 
bewußten Lebensansichten wird. 
Der Glaube hat in der Tat nichts zu tun mit irgend 
etwas Unbestimmtem oder Unsichtbarem oder nicht
	        
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